Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
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Stell dir vor: Du bekommst nach einem Haufen harter Arbeit endlich deinen Song im professionell bearbeiteten Sound-Gewand zurück. Jetzt heißt es reinhören und absegnen oder ein konstruktives Feedback abgeben, um letzte Details zu perfektionieren. Mixing und Mastering werden in der Musikproduktion zunehmend von ein und derselben Person– und somit in einem Rutsch durchgeführt. In diesem Fall solltest du natürlich zusätzlich auf mixingtechnische Aspekte achten.
Die primäre Aufgabe beim Mastering ist, das Material für diverse Hörsituationen und Wiedergabegeräte so gut wie möglich klingen zu lassen. Dafür wird der gemixte Song (meist in Form einer einzelnen Stereodatei) final bearbeitet. Unter anderem wird die allgemeine Frequenzverteilung finalisiert, Störgeräusche und -frequenzen entfernt sowie die Gesamtlautstärke und Dynamik des Songs kontrolliert. Mastering selbst im Detail zu erklären, würde hier allerdings den Rahmen sprengen.
Vor allem der erste Höreindruck deines Songs ist beim Abhören des Masters Gold wert. Du solltest den Song also nicht gleich unterwegs laut auf deinem Handy anschmeißen. Musik klingt nicht überall gleich und du nimmst sie nicht immer auf die gleiche Art und Weise wahr. Im Beispiel mit dem Handy wirst du den Bassanteil deines Songs kaum genießen, geschweige denn bewerten können. Um deinem Song in diesen letzten Schritten den verdienten finalen Schliff zu verpassen, solltest du dich also in das richtige Setting dafür begeben. Im Folgenden erkläre ich dir, wie du dabei vorgehen solltest:
Stelle zunächst sicher, dass du deine Datei in voller Qualität wiedergibst. Über WhatsApp oder andere Messenger sollte die Datei also nicht verschickt werden, da hier Datenkomprimierungen und dementsprechend Qualitätsreduzierungen stattfinden. Nutzt ihr Filesharing wie zum Beispiel Dropbox, lade das Master herunter, um es anzuhören. Auf solchen Plattformen und den entsprechenden Apps wird oft in Schnellansichten ebenfalls eine datenreduzierte Version abgespielt. Achte außerdem beim Abspielen in Programmen wie iTunes darauf, dass der Sound nicht durch eingestellte Lautstärkenormalisierungen oder gar Equalizer verändert wird.
Spiele dein Lied primär in einem gewohnten Setting ab. Du solltest also weder zu deinem Großonkel zweiten Grades ins 200.000 Euro teure Hifi-Hobbyzimmer fahren, noch die erste Sichtung auf deinem Smartphone an der Bushaltestelle durchführen. Auch die PA im Bandraum ist alles andere als ideal. Perfekt für deinen ersten Hörcheck nach dem Mastering sind die Geräte, die du aus deinem alltäglichen Leben als Musikkonsument*in gewohnt bist. Höre das Master also in erster Linie auf den Boxen und Kopfhörern, auf denen du alltäglich Musik hörst.
Drehe für den Mastercheck außerdem die Lautstärke nicht einfach voll auf. Hierfür wird es noch genug Gelegenheit geben, sobald das Projekt abgeschlossen ist. Der Hintergrund: Zum eigenen Schutz beginnt unser Ohr bei hohen Lautstärken den Höreindruck mit seinen internen „Bearbeitungstools“ zu beeinflussen.
Im weiteren Prozess solltest du natürlich auch diverse Geräte hinzuziehen. Je variabler diese in Qualität und Sound sind, desto besser. Besuche also beispielsweise deinen audiophilen Onkel und führe auf dem Weg dorthin den berühmten Car-Check durch. Achte darauf, ob Punkte, die dir im Auto negativ auffallen, auch auf deinen Lieblingskopfhörern stören. Wenn dir der Bassanteil deines Songs im Auto zu hoch ist, auf allen anderen Boxen jedoch ideal – oder sogar zu gering ausfällt, ist dies eher ein Merkmal deiner Autospeaker und tritt dementsprechend bei deinen Lieblingssongs ebenso auf.
Beim ersten Hören nimmst du die gemasterte Version deines Songs noch recht frisch wahr. Nach einer Weile werden dir dann tiefere Details auffallen. Das kannst du dir zunutze machen, indem du dich auf die entsprechenden Merkmale fokussierst. Analysiere deinen Song also nicht sofort auf kleine Knackser oder Clipping. Damit begibst du dich auf eine technisch analytische Ebene, aus der du nur schwer wieder herauskommst.
Konzentriere dich beim ersten Hören des Masters auf den Gesamteindruck. Prüfe, ob das Master dir künstlerisch und emotional zuspricht und deinen Wünschen entspricht. Du möchtest mit deiner Musik andere Menschen erreichen, die deinen Song vorher noch nie gehört haben. Versuche ihn also mit anderen Ohren zu betrachten und dich in einen fremden Hörer hineinzuversetzen.
Achte in weiteren Hörrunden auf die Frequenzverteilung des Songs. Ob dir das Verhältnis zwischen Bass und Höhen gefällt, ob dir der Mittenbereich muffelig oder boxy vorkommt oder dich im Höhenbereich stechende oder gar schmerzende Frequenzen nerven. Checke vor allem hierfür mit verschiedenen Boxen oder Kopfhörern gegen.
Achte auf die Dynamik deines Songs. Lass dich dabei aber nicht davon täuschen, dass lauter im direkten Vergleich meist besser klingt. Dein Song kann in eine dynamischere Richtung gehen, in der er natürlicher und echter, dafür aber auch leiser wirken kann. Dem gegenübergestellt ist eine geringere Dynamik durch eine stärkere Kompression. Hier kann dein Song extrem laut und „Over the Top“ klingen, dafür wird dem Hörer weniger Abwechslung geboten. Nach einem extrem lauten Verse ist zum Beispiel kein großer Sprung zu einem noch lauteren Chorus möglich.
Achte für die sogenannte „Makrodynamik“ auf ruhigere Parts in dem Song. Wirken diese im Kontext sanft genug, oder sind sie zu laut und präsent? Und wie gefällt dir die langsam steigende Energie oder der Einschlag, wenn es wieder in einen lauteren, druckvolleren Part übergeht? Wie sieht es außerdem mit Anfang und Ende des Songs aus? Ist beispielsweise der Fadeout am Ende so, wie du ihn möchtest?
Für die sogenannte „Mikrodynamik“ gilt es vor allem auf Transienten zu achten. Schaue also, ob dir die Anschläge der Drums zusprechen oder diese durch eine zu starke Lautstärkeanhebung den gewollten Punch verlieren. Auch kann hier ein ungewolltes „Pumpen“ zustande kommen.
Achte anschließend auf technische Fehler wie Clipping, ungewolltes Rauschen, Verzerrung, kleine Knackser und Ähnliches (das funktioniert übrigens auf Kopfhörern sehr gut). Bei einer EP oder einem Album solltest du außerdem auf den richtigen Abstand zwischen den Liedern achten, wenn diese chronologisch hintereinander abgespielt werden.
Technikfans und Streamingplattformen machen Künstler*innen vor allem Online gerne mit Lautstärkenormen und LUFS Richtlinien verrückt. Vertraue bei diesem sehr komplexen Thema dem Mastering-Engineer, dieser weiß darüber Bescheid. Für dich sollte vor allem der Sound zählen.
Häufig fangen uns dann Dinge an zu stören, wenn wir zu genau auf sie achten und sie zerdenken. Im Allgemeinen ist der subjektive, emotionale Höreindruck wichtiger für den Song, als ein kurzes Clippen durch eine 800Hz Überlastung in der Bridge bei Minute 2:13.
Nachdem du deinen Song mehr als zweimal in Folge abgespielt hast, ist ein subjektiver Eindruck allerdings nahezu unmöglich. Gib deinen Ohren also genügend Pausen, erfrische sie mit deinen Lieblingsliedern oder Referenzen, höre zwischendurch vielleicht auch mal etwas ganz anderes oder schlafe eine Nacht darüber, bevor du erneut reinhörst. Keine Eile! Begib dich außerdem in verschiedene Settings wie die morgendliche Joggingrunde und höre das Master auch mal nebenbei, ohne aktiv darüber nachzudenken.
Ein weitverbreitetes Problem unter Musiker*innen ist die Angst davor, Projekte abzuschließen und zu veröffentlichen. Dadurch läuft man Gefahr, sich in den letzten Schritten in unwichtigen Details zu verfangen, um Zeit zu schinden. Wie dein Song bei Hörern ankommt, hängt in erster Linie mit dem Songwriting und deiner Performance zusammen. Kleine Nuancen im Mastering-Prozess tragen nur zu einem verschwindend geringen Teil bei. Versuche dir bei Änderungswünschen darüber bewusst zu werden, ob diese den Song für eine fremde Person wirklich maßgeblich verbessern würden. Es ist an dir, deinen Song rechtzeitig abzuschließen, um ihn nicht zu verschlimmbessern. Denke immer daran: „Done is better than perfect!“
Im besten Falle ist dein Song schon jetzt dort, wo du ihn haben möchtest. Dem Release steht nun von der technischen Seite aus nichts mehr im Wege. Vielleicht ist aber auch alles komplett anders als erwartet und lässt dich nach all der Arbeit gefühlt im kalten Regen stehen.
Wir haben bekanntlich alle unseren eigenen Geschmack. Die Wahrscheinlichkeit, dass die erste gemasterte Version deines Songs exakt deine Vorstellungen trifft, ist also relativ gering. Aus diesem Grund sind um die drei Revisionsrunden vollkommen normal. Ungenaues und vor allem unfreundliches Feedback fördert dabei die Wahrscheinlichkeit, das ganze Projekt am Ende gegen die Wand zu fahren und sich zusammen mit der für das Master zuständigen Person in einer Schleife aus Missverständnissen zu verfangen. Gehe also bedacht vor und handle nicht aus Frust oder Enttäuschung.
Bist du in einer Band, solltet ihr das individuelle Feedback aller Mitglieder zusammentragen, Widersprüche klären, gegenseitig eure Punkte absegnen und das Ganze gesammelt in einem klar und freundlich formulierten Feedback abliefern.
All dies wird dir in jedem Fall viel Hin und Her und unnötigen Mehraufwand ersparen. Bevor du dein Feedback abschickst, gehe also noch einmal sicher, ob du die nötigen Schritte beachtet hast:
Wenn dein Song noch nicht gemastert ist oder du mit deinem Master unzufrieden bist, schaue doch bei uns im mukken-Portal nach. Dort wirst du mit Sicherheit Musiker*innen finden, die dir beim Mastering helfen können – und das mit jeder Profession und jedem Preisbereich.
Ursprünglich veröffentlicht am 2. Oktober 2021 aktualisiert am 11. Januar 2022