Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
Neuer Beitrag
Der Musiker und Pianist Alexander John stand bereits mit Milky Chance, Megaloh, OK Kid und Drangsal auf der Bühne. Er schreibt und komponiert schon seit vielen Jahren eigene Stücke und spielt seit über zwölf Jahren Klavier. Dabei hat er einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen – er spielt intuitiv, ohne Noten, dafür nach Gehör und Gefühl. Auch von Synthesizern ist Alexander John nicht abgeneigt. Warum er die Dinge lieber auf seine Weise macht, was ihn motiviert, inspiriert und welchen Rat er Jungmusiker*innen geben würde – all das erfahrt ihr in diesem Interview unserer Autorin Magdalena.
Gedankenkino, Intuitiv, Melancholisch.
Ich glaube, viele Menschen, die ein Instrument spielen wollen, lernen es direkt von Anfang an systematisch mit Noten. Ich selbst habe ja auch erst ziemlich spät (so mit elf Jahren) angefangen, mich ans Klavier zu setzen und hatte dabei gar nicht die Idee, dass ich jetzt dieses Instrument von Grund auf erlerne. Vielmehr wollte ich eigentlich nur Stücke aus Filmen oder Serien nachspielen, die ich meist eh im Kopf hatte oder direkt auch eigene Musik machen. Dieser letzte Aspekt war eher weniger überlegt und professionell.
Manchmal konnte ich Stücke nicht spielen, weil sie zu komplex für einen Anfänger waren und dann habe ich angefangen, diese Werke einfach so weit zu verfremden, dass ich sie spielen konnte. Manchmal nutzte ich das ursprüngliche Tonmaterial und habe etwas anderes daraus gebaut oder versucht darüber zu „improvisieren“. Schon sehr früh waren es auch nur einzelne Töne, Akkorde oder Klänge, die initiierten, dass ich mich ans Instrument setze. Ich habe also von früh an begonnen, mir selbst die Musik so zu bauen oder umzugestalten, dass es mir Spaß gemacht hat. Natürlich habe ich mittlerweile eine Vielzahl von Lehrern und Dozenten an meiner Seite gehabt, wovon jeder mir etwas Neues mitgegeben und meinen musikalischen Horizont erweitert hat.
Die Momente, in denen ich gemerkt habe, dass es mir viel mehr gibt, eigene Stücke zu schreiben. Ich denke, viele Leute sind der Ansicht, vor allem beim Klavier, dass man technisch und musiktheoretisch ein supergut aufgestellter Beethoven-Wiederkäuer sein muss. Aber so ist es nicht. Sounds zu kreieren oder einfach mitten in der Nacht zwei Stunden irgendwas zu dudeln und so eine intensive Beziehung zu seinem Instrument zu haben, ist eine ganz andere Sphäre. Sie ähnelt vielmehr einer Unterhaltung zwischen zwei Menschen.
Deshalb habe ich mir manchmal die Standardäußerungen – beispielsweise warum ich keine Noten lesen kann und nicht schon mit zwei Jahren angefangen habe zu spielen – nie zu Herzen genommen. In meiner Welt benötige ich diese Aspekte nicht, um im Reinen mit mir und meiner Idee von Musik zu sein.
"Transcendental" stellt für mich einen kleinen Neuanfang dar. Einen Start in eine neue klangliche und persönliche Richtung. Häufig habe ich Klavierstücke verfasst, die viel Bewegung und Melodie haben. Ich hatte nun – mehr als je zuvor – das Bestreben, die rein klangliche Ebene zu fokussieren. Also nicht das technische Handwerk im Vordergrund zu demonstrieren, sondern einen Raum zu erschaffen, der eine in sich eine stimmige Geschichte erzählt. Die Einfachheit der tonalen Struktur war für mich sehr erfrischend.
Ich mag den Song unglaublich doll und hoffe, dass die kommenden Monate und die damit verbundene Musik eine neue Facette von mir und meinem musikalischen Ausdruck hörbar werden lassen.
Puh, das ist gar nicht so einfach zusammenzufassen. Kurz um: Ich habe alles mitgenommen, was erst mal cool klang und ich habe glücklicherweise Menschen kennengelernt, die an mich oder meine Musik glaubten. Mein Werdegang ist viel durch glückliche Zufälle und das Vertrauen anderer in mich gewachsen, wofür ich unbeschreiblich dankbar bin. Die Entwicklung vom autodidaktischen „Jugend-Pianisten“ zum Solokünstler, der auf Technofestivals und in Konzertsälen spielt, ist genauso undefiniert wie mein ganzer Werdegang.
Lass dich nicht zu sehr vom Ideal anderer beeinflussen und komm aus dir heraus. Ach und mach bloß keinen auf Pop Sänger, nur weil da mehr Streams reinkommen.
In etwa das, was ich mir selbst geraten hätte. Seinen eigenen Weg zu finden und den auch zu gehen, ist ein kontinuierlicher Bestandteil des Musikerdaseins. Ich glaube, das Wichtigste ist der lange Atem. Egal ob total erfolgreich oder gerade am Anfang. Man muss am Ball bleiben und das schafft man nur, wenn einen die Sache, die man da tagtäglich im Kopf hat, auch erfüllt. Und zwar in einem ausreichend großen Maße, sodass man sich von dem ,,Haifischbecken Musikindustrie“ nicht fertig machen lässt.
Es gibt immer wen, der vermeintlich erfolgreicher ist und dem alles gefühlt zufliegt, aber das ist eben auch jemand anderes. Ich würde mit niemandem tauschen wollen. Der Verlust der eigenen Identität als Musiker (und auch Mensch) ist etwas, was man echt vermeiden sollte. Einfach nicht vom Instagram-Feed fernsteuern lassen, sondern hinter seiner Sache stehen und die durchziehen.
Zu früh aufzugeben und auf jeden Trend aufzuspringen. Man sollte den ständigen Vergleich zu anderen Bands, Künstlern und so weiter auch immer eher flach und reflektiert halten.
Inspiration finde ich im alltäglichen Leben. Ich höre einen neuen Song und merke mir ständig Bestandteile, die cool klingen, vor. Auch Gefühle oder Eindrücke sind sehr gute Voraussetzungen, im Kopf eine fertige Szenerie zu malen, die man dann auf das Klavier überträgt.
Neulich saß ich im Auto, es hat stark geregnet und da ich erst mal nicht nass werden wollte, habe ich fünf Minuten gewartet. Dabei habe ich die vielen verschiedenen Leute auf ihren Wegen beobachtet, nur für einen kurzen Moment. Während im Hintergrund der klassische „Regen prasselt aufs Auto“-Sound fast schon wie ein weißes Rauschen auf mich eingewirkt hat. Solche Augenblicke animieren mich, direkt in Gedanken einen Soundtrack zu diesem Moment zu bauen. Ganz verrückt, aber manchmal sind solche Eindrücke so stark, dass sie es später in einen Song schaffen.
Für das Songwriting generell sind es aber auch häufig einfach die Klänge der Instrumente an sich, ob analog oder digital spielt dabei keine Rolle. Manchmal klicke ich mich ganze Abende durch Sound Libraries hindurch, um zu entdecken, was es da alles so gibt. Das hilft mir manchmal bei der Entscheidung, welche Facetten noch eingebunden werden könnten und ich denke oft: „Ja, so in etwa die Richtung wäre cool.“ Fluch und Segen zugleich ist es auch, wenn ich das erste Mal an einem Klavier oder Flügel sitze. Dann spiele ich in den ersten fünf Minuten oftmals einfach nur so vor mich hin. Dabei entstehen häufig sofort Melodien und Begleitspuren, die ich sonst nicht intuitiv einfach so spielen könnte. Ich nehme dann meist ganz schnell mit dem Handy eine Skizze auf und versuche später, diese „Magic Moments“ wieder aufzugreifen.
Die allerersten Auftritte, bei denen ich meine eigenen Stücke gespielt habe, sind eher spontan entstanden. Ich bin keiner, der direkt mit 17 oder 18 Jahren eine deutschlandweite Bookingphase im Alleingang gestartet hätte oder hat. Mit der Zeit fanden auch andere Menschen Gefallen an meiner Musik und so kamen die ersten Auftritte zustande. Durch die lange Coronapause war es für mich erst 2022 so richtig möglich, mal von Juni bis September Konzerte zu spielen. Das alles wurde aber auch nur durch Menschen ermöglicht, die meine Musik mögen und denken, sie müsste Live gespielt werden. Die Kombination von Klavier und elektronischer Musik macht die Sache natürlich auch noch mal interessanter für ein breiteres Publikum und ist tanzbarer als ein reines Klavierkonzert.
Das zu tun, was mir so viel zurückgibt und mich mehr erfüllt als alles Andere. Die entstandenen Connections zu Musikern und Personen sind aber auch ein sehr bedeutsamer Bestandteil, der meist länger währt als ein einzelnes Konzert. Besonders live zu spielen erfreut mich jedes Mal aufs Neue – ich kommuniziere dabei nur über meine Musik. Das ist einfach was außergewöhnlich Schönes.
Ich sitze schon lange an der Idee, ein Album zu realisieren. Das soll aber mindestens 101 Prozent meiner Erwartungen erfüllen – von daher ist das ein Prozess, der gerade noch im stillen Kämmerlein abläuft. Dennoch wird in den nächsten Monaten noch einiges an neuer Musik released und vielleicht ja sogar auch eine Tour im Sommer 2023. Ja, das klingt eigentlich ziemlich gut!
Wenn ihr mehr über zur Alexander Johns Tourpläne oder Konzerttermine erfahren wollt, könnt ihr euch hierzu auf seiner Homepage, auf Instagram und auf Facebook informieren. Auch auf Youtube könnt euch über zahlreiche Videos und Duos mit anderen Künstler*innen anschauen, sowie seine Musik anhören. Wir wünschen Alexander alles Gute für seinen weiteren Weg!
Hast du selbst Interesse, dich musikalisch weiterzuentwickeln und ein neues Bandprojekt zu starten? Dann schau dich doch mal auf mukken um. Hier kannst du dich ganz einfach und kostenlos mit Musiker*innen aus deiner Gegend vernetzen. In unserem Blog findest du außerdem jede Menge weiterer, spannender Artikel zu diversen Musikthemen.
Ursprünglich veröffentlicht am 15. November 2022 aktualisiert am 8. März 2023
Fokusthema: Der Schmyt - Underdog, Newcomer und Ausnahmetalent