Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
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Abgestempelt als YouTube-Cover-Typ – immer wieder hört man von diesem Negativ-Phänomen. Ganz besonders junge Künstler*innen im Milieu der Online Video Plattform Youtube haben mit diesem Ruf zu kämpfen. Unter ihnen auch der Youtube-Star und Künstler Leroy Sanchez. Doch was bedeutet es, als jemand der "halt YouTube-Cover" macht, abgestempelt zu werden und wieso kann das zu Problemen in der Musikkarriere führen?
Als YouTube-Cover-Typen werden Musiker*innen bezeichnet, die vorrangig Songs von bereits bekannten Künstler*innen covern und veröffentlichen und damit eine große Reichweite aufbauen. Ganz vorne dabei sind oftmals bestimmte "Super-Fan"-Gruppierungen von Stars wie The 1975, One Direction, LinkinPark und vielen mehr. Erst einmal auf dem YouTube-Channel eines Cover-Künstlers angekommen, interessieren sie sich meist für nichts anderes, als den Song ihrer Lieblingskünstler*innen selbst. Welche Künstler*innen hinter dem YouTube-Cover ihres Stars stecken, spielt dabei nur eine kleine bis gar keine Rolle. Sie möchten mehr hören, jedoch nicht von den Cover-Künstler*innen sondern von ihrem Star – und wenn es ein Cover ist, dann am liebsten so originalgetreu wie möglich.
Ein bekanntes Beispiel für dieses Phänomen ist der Künstler und YouTuber Leroy Sanchez mit derzeit 600 Millionen Views und 4,37 Millionen Followern. Ein unglaubliches Talent. Anfangen vor 14 Jahren mit seinem ersten Video auf YouTube befinden sich heute Hunderte weitere Videos auf seinem Kanal. Dabei covert Leroy Sanchez große Songs aus den Bereichen Pop, Soul & RnB. Über die Jahre erzielte er dabei riesige Fortschritte und wurde stets bekannter. Einige sagen, er sei der spanische Justin Bieber – die Ähnlichkeit ist tatsächlich verblüffend und auch seine Stimmfarbe, Harmonien und Gesangsqualität schließen auf ein sehr ähnliches Niveau.
Die YouTube-Cover-Songs von Leroy Sanchez erreichen derzeit Millionen Menschen täglich. Seine bekanntesten Videos von Stars wie Adele, ED Sheeran, Sam Smith, Shawn Mendes und vielen anderen Größen erreichen Klickzahlen von weit über 20 bis 30 Millionen. Doch was ist mit seinen eigenen Songs? Werden diese auch gehört?
Die Wahrheit ist ernüchternd. Die Original-Songs von Leroy Sanchez haben nicht einmal einen Bruchteil der Klicks im Vergleich zu seinen Cover-Songs. Dabei sind unter all den Uploads bereits 17 Originale von ihm – die erschreckend wenig Beachtung finden. Sind seine eignen Songs nicht gut genug? Fehlt ihm die eigene Note? Ist es ein Fehler, YouTube-Cover zu veröffentlichen? Diese Fragen kommen auf, wenn man sich diese Zahlen ansieht. Doch würde ich hier vorsichtig sein. Schaut man sich vergleichsweise einen Shawn Mendes aus dem gleichen Genre und Alter an, sind beide Künstler in etwa zur gleichen Zeit mit ihren ersten Coversongs auf YouTube gestartet. Shawn Mendes ist nun ein weltbekannter Megastar. Leroy Sanchez hingegen ist weiterhin nur der "YouTube-Cover-Typ". Woran es also liegt, dass beide eine so unterschiedliche Karriere auf Basis von YouTube-Covern gemacht haben, lässt sich nicht so einfach festmachen. Ein Grund, sich den Fall von Leroy Sanchez einmal genauer anzusehen.
Nach seiner letzten Single "A Whole New World" gab es erst mal kein Original mehr von Leroy Sanchez. Es wirkte fast so, als ob er seine eigene Musik aufgegeben hätte. Jüngst erschien jedoch seine neueste EP "STANDBY" mit fünf eigenen Songs auf Weltklasse-Niveau. Hör dir beispielsweise diesen Track an:
Ein potenzieller Hit – und dennoch aktuell keine 30 Tausend Klicks auf YouTube und Spotify. Passend dazu erscheint kurz nach dem Upload seiner ersten Single dieser Kommentar: "Coverversionen bringen dich weiter als deine eigenen Originalsongs und das ist okay, mach was für dich funktioniert" – ist Leroy Sanchez für immer als "der Youtube-Cover-Typ" abgestempelt?
"Ich bin sehr dankbar dafür, wie weit mich meine Cover gebracht haben, aber es gibt einen Grund, warum ich Originalmaterial nicht früher veröffentlicht habe, was mein Ziel war, seit ich angefangen habe Musik zu machen. Jetzt, wo wir hier sind, können wir auch ein wenig darüber sprechen. Ich habe einen schrecklichen Plattenvertrag unterschrieben, als ich in die Staaten gezogen bin (zu der Zeit, als das Halo-Cover herauskam) und das bedeutete, dass das Label alles, was ich schrieb, besaß. Seitdem habe ich Tausende von Songs geschrieben, die nie das Licht der Welt erblickten, weil ich nicht mitbestimmen konnte, welche Musik herauskam oder nicht.
Ich bin aus diesem Deal ausgestiegen, als ich Elevated veröffentlicht habe (das ist meine erste EP überhaupt und auch unabhängig davon!) und dann ging ich auf eine Welttournee, die in so vielen großen Städten ausverkauft war! Aber bis dahin hatten meine Cover schon SO VIEL Anerkennung gefunden, dass ich der „YouTube-Cover-Typ“ wurde (ein Titel, den ich stolz bei mir trage!). Originale (insbesondere ohne Budget, um sie zu vermarkten). Und lasst es mich noch einmal sagen, ich bin meinen Covern und allen, die mich auf dieser Reise begleitet haben, sehr dankbar 💛
Ich hätte nicht all die verrückten Dinge getan, die ich über die Jahre getan habe, wenn ihr nicht gewesen wäret! Aber die Wahrheit ist, dass ich einfach nicht existieren kann, ohne zu schreiben, das war es, was ich immer für meinen eigenen Verstand tun musste und ich hoffe, dass die Leute, die sich in meine Cover verliebt haben, sich genauso verlieben können oder noch mehr mit meinen Originalen. Ich liebe euch alle und werde es für immer. "
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=4fDvhNSZcpE
Eine goldene Regel gibt es wie so oft nicht. Ob Youtube-Cover das Richtige sind, kommt ganz auf deine eigene Zielsetzung und auch dein Potenzial an. Ich glaube, eines kann man aber mit Sicherheit sagen: Pass auf, wen du coverst. Klingt zwar absurd, aber da scheint tatsächlich etwas dran zu sein.
Gerade Songs bekannter Gruppen mit eingeschworenen Fangemeinden können problematisch sein. Du erreichst Klicks, aber nur wenige schauen hinter die Kulissen oder reagieren sogar negativ auf deine Originale. Eigene Songs werden wenig bis gar nicht geklickt und können dadurch im Vergleich zu deinen klickstarken Coversongs als schlecht und unvorteilhaft von Such- und Publishing Algorithmen erfasst werden. Es lohnt sich also, etwas unbekanntere Songs zu covern, wovon es genügend tolle Möglichkeiten gibt.
Grundsätzlich hilft das Spielen und Erlernen von Coversongs deinem Gefühl für gutes Songwriting enorm. Es ist ein perfektes Training mit großem Potenzial zur Weiterentwicklung. Zudem erreichst du schnell viele Hörer*innen und kannst diese an deinen Kanal binden.
Im besten Fall startest du also direkt mit einer ausgeglichenen Mischung aus gut gewählten Coversongs und deinen Originals. Das kann dir helfen, beides zu vereinen und deine Hörer*innen bereits zu Beginn deiner Karriere an dich als eigenständige*r Künstler*in zu gewöhnen. Falls du dann noch besser aufpasst als Leroy Sanchez in Sachen Plattvertrag, steht dir nichts mehr im Wege.
Falls du schon fleißig am Songschreiben bist und noch Musiker*innen für dein Projekt suchst, schau doch mal bei uns rein. Auf mukken.com findest du eine große Community mit vielen engagierten und kreativen Menschen aus allen Genres. Wir freuen uns auf dich.
Ursprünglich veröffentlicht am 7. Dezember 2021 aktualisiert am 19. Oktober 2022
Fokusthema: Wie funktioniert gutes Songwriting? Unsere Tipps für Musiker*innen