Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse
Neuer Beitrag
Billie Eilish Pirate Baird O'Connell ist die Identifikationsfigur der neuen Generation. Ein weltweites Massenphänomen und internationaler Popstar, der schon im jungen Erwachsenenalter ganz oben angekommen zu sein scheint. Bei näherem Hinsehen jedoch lichtet sich Billies nebulöse Extravaganz und macht sie zur tragischen Figur eines komplex-kalkulierten Plans der modernen Musik- und Unterhaltungsindustrie. Was steckt hinter der Kunst und dem erschreckendem Kalkül der gegenwärtigen Musikkultur-Landschaft? Und was macht Billie Eilish zur tragischen Marionette eines perfiden Strategems?
Im Nordosten des La La Land`s (Los Angeles) – der Stadt der Narren und Träumer, Stars und Sternchen der Film, Fernseh- und Musikindustrie – wächst Billie behütet inmitten einer Musiker- und Schauspielerfamilie auf. Bereits seit Kindestagen ist die Musik fortan ein zentraler Bestandteil ihres Lebens. Der künstlerische Ausdruck in Form von Gesang, Tanz und Songwriting, ihr ganzes Selbst und Sein. Auch ihr älterer Bruder Finneas Baird O’Connell ist schon früh ein Virtuose der Musikkomposition. Zusammengehörend wie Herz und Seele produzierten sie gemeinsam aus ihrem Kinderzimmer kongeniale Welthits. Ocean Eyes, welcher laut eigener Aussage ursprünglich für Finneas Band The Slightys geschrieben wurde, wurde durch Billies beeindruckende Gesangstechnik zum viralen Soundcloud-Hit. Ihre leise und gehauchte, dennoch präzise und verständliche Art zu singen, macht ihren musikalischen Ausdruck außergewöhnlich und sie zu einer einzigartigen Sängerin.
Und genau dieser Überhit bescherte Billie Eilish mit nur 13 Jahren einen Major-Deal bei Interscope Records. Dem Label, welches unter anderem einst Madonna oder Eminem zu Superstars formte. Betrachtet man diese Vorgehensweisen, ist es unüblich, eine völlig unbekannte Künstlerin mit nur einem Song und in diesem Alter unter Vertrag zu nehmen. Dennoch kommt eine solche Label-Strategie immer mal wieder hervor und bezeichnet Künstler*innen dieses Ursprungs als Industry Plants.
Industry Plant ist ein sehr negativ konnotierter Begriff. Er beschreibt Künstler*innen mit Major- oder Indie-Hintergrund, welche sich jedoch als DIY-Künstler*innen verstehen und verkaufen. Und genau an diesem Karriere-verändernden Scheideweg macht sich das ganze infame Kalkül modernerer Labelarbeit breit und infiziert nachhaltig den Glauben an vertrauensvoller Authentizität in der Musik, dem Wesen dieser Kunstform. Mit Blick auf die heutigen Jugendkulturen und gesellschaftlichen Veränderungen überrascht es dabei nicht, dass ein so musikalisch-konträres Abbild gegenüber des Mainstreams wie Billie Eilish zur Verkörperung einer ganzen jungen Generation benutzt, modelliert und verkauft wird. Ein desillusioniertes Mädchen, ausgelöst durch rücksichtslose Labelarbeit.
Wie echt kann eine Künstlerin wie Billie Eilish sein, deren Charakter so antagonistisch den Mechanismen der bloßen Bedürfnisbefriedigung der heutigen Wegwerfunterhaltung gegenübersteht? Welche durch ihre Darstellung eine Art Renaissance attestiert wird, die so berechnend und eiskalt herbeigeführt wurde, dass sich beim Erleben von Billies Performance große Traurigkeit und Besorgnis verbreitet und sie zum Exempel der Perversion einer ganzen Unterhaltung-Maschinerie macht? So geht die Unschuld eines Mädchens zugrunde, mit donnerndem Applaus.
Über allem, was Billie Eilish verkörpert, steht der Schmerz. Depressionen sind Teil ihres Lebens, ihr diabolischer Selbsthass und die außergewöhnliche Persönlichkeit isoliert sie und verflucht sie mit Einsamkeit. Alles ist bedeutungslos. Ihre Erscheinung erinnert an Punk oder Emo. Sie lacht nie auf inszenierten Fotografien, weil es nicht ihrem, so sie selbst, Selbst entspricht. Optisch ist sie kein Superstar. Sie ist vegan und leidet an einer abgeschwächten Form des tabuisierten Tourettesyndroms. All das ist gewissermaßen gut, denn es ist echt. Niemand ist perfekt und wir alle haben Makel. Genau das ist die Lebensrealität vieler heranwachsender Mädchen und Jungs in dieser Welt. Die Zweitgeborenen der Geschichte. Eine Generation, die alles hat was sie braucht, reicher ist als alle vor ihr und sich deshalb fragt, wo der Sinn hinter all dem liegt.
Mit unternehmerischer Akribie und guter Arbeit eines der einflussreichsten Musiklabels dieser Zeit, lässt sich aus diesem echten Leben eine Performance und vertrauensvolle Charakterdarstellung gepaart mit großem musikalischem Talent mimen, welche einen der größten Popstars der modernen Musikhistorie hervorgebracht hat. Billie Eilish ist das Ergebnis der Suche von Interscope Records nach einem Popstar, welcher optisch und charakteristisch für die Next-Gen steht.
Das dabei ihre tief in der Industrie verwurzelte Familie durch viel harte Arbeit und Glück womöglich nichts dem Zufall überließ, ist dabei nur noch bitterer Beigeschmack. Durch den regelrecht erzwungenen Erfolg und einem mutmaßlich unterschriebenen Knebelvertrag gaben die Eltern die Verantwortung über ihre damals noch minderjährige Tochter ab. Und zwar an ein Label, welches von nun an die Existenz von Billie Eilishs Karriere infernalisch beherrscht. Blickt man hierbei auf die Geschichte großer Meister der allgemeinen Kunst, Musik - und Popkultur, so kann es die labile und desillusionierte Billie sein, die unter einem Einfluss wie diesem, wie viele andere vor ihr, zerbricht.
Aus Leid wächst Inspiration. Viele große Werke stammen von unglücklichen, aber genialen Künstler*innen ihrer Zeit. Es erscheint, als wäre das Unglück der Nährboden aus dem wahre Meisterwerke entstehen. Das Empfinden einer großen Traurigkeit, die dem Innenleben vieler Musiker*innen und Künstler*innen innewohnte, brachte zeitlose und berührendes hervor. Doch es bescherte vielen auch ein tragisches Schicksal. Beschränkt man sich auf Musikkarrieren, so ist der Mythos der jungen, erfolgreichen und verstorbenen des Club 27, bekannt. Leben geprägt von Depressionen, Weltschmerz, unerwiderte Liebe und Sucht, ist eine Parallele zwischen all den Schmerzensmännern- und Frauen der Musik. Bewusst wurde mit diesen Lebenswelten und Emotionen gearbeitet und zur baren Münze gemacht.
Die Musikindustrie kümmert sich nur noch wenig um Inhalte, sondern nur noch um Profit. Masse für die Masse. Eine Gier, die Zucht verlangt. Ein komplexer und durchdachter Plan, aufstrebende Musiker*innen in eine Position zu rücken, mit der sich das Business hinter dem Business maßlos bereichern kann. Künstler*innen und Musiker*innen müssen zwanghaft und um jeden Preis verzweifelt und traurig gehalten werden, um ihre Kunst maximal verwerten zu können. Und dieser Preis kostete bereits Leben. Unschuldige Leben begnadeter Ausnahmetalente, die dem Druck des maximalen Kapitalertrags nicht standhielten. Junge Musiker*innen, die viel zu labil waren. Die viel zu früh und exzessiv Bekanntheit erlangten und wohlmöglich nie wussten, was mit ihnen geschah. Ein tiefschwarzes und infernales Schicksal. Erschreckend und beunruhigend, wenn man der so außergewöhnlich talentierten und schutzlosen Billie Eilish dabei zusieht, wie eine Industrie zum Schmied ihres Schicksals werden kann.
Ursprünglich veröffentlicht am 6. Juli 2021 aktualisiert am 28. März 2022