Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse
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Am 9. Dezember 2022 lud die Kiezkneipe Komet zum ausschweifenden Frönen handgemachten Rock´n´Rolls ein. Headliner des Abends war die Kasseler Garage Rock-Band Catch As Catch Can, welche ihre Einflüsse aus der gesamten Geschichte der Rockmusik bezieht. Mit im Handgepäck waren Don/t, welche sich zum Teil aus Musikschaffenden aus Kassel zusammensetzt. Quasi eine Art rockiges Familientreffen.
Das Ambiente des Komet Clubs ist zu 100 Prozent auf dreckigem Rock´n´Roll geeicht. Der obere Bereich ist eine gemütliche, kernige Raucherkneipe, in der Musik live aufgelegt wird. Begibt man sich durch eine Seitentüre, so führt ein spirales Treppengeländer in den Keller. Genau in diesem muffigen Keller scheint sich der Geist des Rock´n´Roll eingenistet zu haben. Dessen Essenz ist förmlich allgegenwärtig. Die Grundstimmungen beider Etagen könnten unterschiedlicher nicht sein! Die Bühne ist klein gehalten und generiert kaum einen merklichen Abstand zwischen den Kunstschaffenden und den Kunstlechzenden.
Die recht junge Formation namens Don/t bestehend aus Johann, Nadia, Jakob und Nils kommt aus Hamburg. Sie stehen für schweißtreibenden Hardcore-Punk der ersten Stunde. Spontan bezogen sie den Slot als Vorband für Catch As Catch Can, was gleichzeitig ihre allererste Live-Performance ausmacht. Direkt mit den ersten Noten wird klar: Don/t nehmen keine Gefangenen, das Tempo ist permanent auf der Überholspur und es gibt keine Zeit für Ansagen.
Lediglich ein selbstbetiteltes Demo-Tape bringen die vier Wahnsinnigen mit, welches just am 04.12.2022 veröffentlicht wurde. Das Material wurde konsequent live zum Besten gegeben, und das in sage und schreibe rund zwölf Minuten! Die Lauflänge fühlte sich aufgrund der schieren Wucht und Raserei von Don/t´s Musik nur halb so lang an. An den Drums verausgabte sich Johan von „Melting Palms“, welcher hier mehr aus sich herauskommt, als er es in seiner Hauptband je tun könnte. Permanent spielt er rotzige Skank-Beats und hämmert wie besessen auf sein Kit ein, sodass ihm in Sekundenschnelle der Schweiß aus allen Poren läuft. Nach eigener Aussage schwitzt er mehr bei einem zwölf-minütigen Don/t-Set als bei einem einstündigen Melting Palms-Konzert.
Nach Sichtung beider Bands kann diese Aussage nur bestätigt werden. Die Saitenfraktion besteht aus Mitgliedern der Kasseler Punk-Band „Suck” deren Drummer ebenfalls für Catch As Catch Can trommelt. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Konzert um ein familiäres Ambiente, in der sich die Musiker*innen gegenseitig pushen und unterstützen. Dies steht ganz im Zeichen der initialen DIY-Mentalität, in der Menschen abseits von äußeren Interferenzen eigene, handgemachte Musik produzieren.
Don/t stehen dieser Attitüde in nichts nach und entfesseln alle sechs Lieder ihres Kataloges kurz und schmerzhaft in die unmittelbare Menschenmenge. Hinzu kommt ein konstanter Echo-Effekt auf Nadia`s Stimme, welche im kleinen Keller schmerzentbrannt widerhallt. Der Effekt war lediglich im Live-Setting verwendet wurden, auf dem aufgenommenen Material ist er gar nicht zu hören. Rasende Aggression und treibende Beats wissen zu harmonieren und machen gierig auf mehr von dieser frischen, unverbrauchten Truppe. Do listen to Don/t!
Die kaum existente Distanz zwischen Publikum und Bands sorgt für eine tiefer gehende Immersion, wie sie bei den meisten anderen Konzerten nicht etabliert werden kann. Genau diese Tatsache hebt kleine, intime Konzerte von der breiten Masse ab und verleiht ihnen das gewisse Etwas. Solch ein Energieaustausch ist nur im Live-Setting möglich und liefert pure Freude. Mit großer Freude betreten dann Catch As Catch Can die Bühne. Dabei wird zunächst aufgrund der reinen Optik der Band nicht mit der Art von frenetischen und verspielten alten Rock´n´Roll gerechnet, da sie wie eine Truppe Studenten wirken.
Statt adrettem Art Rock gefördert von der Kunsthochschule, verwandeln Catch As Catch Can den Kometkeller in ein höllisches Inferno im Namen des Rock´n´Roll. Sie laden zu einem Trip in einer musikalischen Zeitkapsel ein. Sämtliche Richtungen des Spektrums der Rockmusik werden durch einen breit gefächerten musikalischen Katalog gefiltert und hautnah präsentiert. Die Schweißperlen der Musizierenden vermischen sich mit denen des Publikums – genauso soll sich live gespielter, handgemachter Rock´n´Roll anfühlen. Das ist pure Authentizität!
Bevor es ans Eingemachte geht, sollte ein wenig Kontext bezüglich der Bedeutung des Bandnamens etabliert werden. In Deutschland war es vor mehreren Dekaden üblich, catchen als leitenden Überbegriff des Ringsports zu verwenden. Dies hat nichts damit zu tun, dass viele Deutsche über mangelhafte Englischkenntnisse verfügen. Nein, „catching“ ist tatsächlich ein antiquierter englischer Begriff für das Ringen. Die genaue Bezeichnung wäre Catch Wrestling. Catch-As-Catch-Can ist in diesem Falle eine Form des Freiringes, bei der es erlaubt ist, dass die Kämpfenden dreckig agieren.
Ein Beispiel hierzu wäre das Beinstellen, was in regulär ausgeführten Kämpfen eine sofortige Disqualifizierung nach sich ziehen würde. Einen passenderen Namen hätte das Quartett aus Kassel nicht finden können. Denn mit den ersten gespielten Noten demonstrieren sie eindrucksvoll, dass sie Regeln nicht im Geringsten jucken! Die seit 2014 bestehende Band wischt schlagartig jegliche Zweifel aufgrund der äußeren Erscheinung weg und verwandelt den Keller des Komet-Clubs in einen Schmelzofen. Garage Rock vom Feinsten wird hier zum Besten gegeben!
Catch As Catch Can sind roh und verspielt, trotzdem aber auch völlig tight, was das Zusammenspiel anbelangt. Alle vier Bandmitglieder teilen sich die Gesangspflicht mit gelegentlichen Gangshouts, die das Blut des Publikums ordentlich in Wallung bringen. Dabei gelingt es ihnen, ihre Musik spannend aufzuziehen und ständig unerwartete Wendungen in das musikalische Konstrukt einzustreuen. Diese sorgen für maximalen Spaß und Unterhaltung, wobei gefühlt die gesamte Rockgeschichte durch Catch As Catch Can´s Sound gefiltert und gleichzeitig rotzig und charmant aufbereitet wird. Von der ersten bis zur letzten Note fesselt das fetzige Set und die Meute wird in eine kollektive Ekstase versetzt.
Für Live-Settings ist diese Art der Musik, wie sie Catch As Catch Can vertreten, prädestiniert. Warum? Weil die inhärente Unbändigkeit der Band für einen enormen Energieaustausch sorgt. Auf Platte klingt die Band hervorragend, doch um ihre volle Einschlagkraft zu begreifen, sollte sie unter allen Umständen live bestaunt werden. Man darf gespannt sein, wie das kommende Album “Rational Anthems“ die bisherige Formel fortführen wird. Catch As Catch Can sowie Don/t sind pure Energie und daher auch eine absolute Empfehlung! Zerstörte Bühnenausstattung inklusive!
Hast du Gefallen an diesem Live-Bericht von unserem Autor Hannes gefunden? Da, wo dieser Bericht herkommt, warten noch einige mehr! Beispielsweise das im Artikel erwähnte Konzert von Melting Palms und Zahn. Außerdem erwartet dich hier auf dem mukken-Blog eine ganze Rubrik über Features. Zudem kannst du uns natürlich gerne auf unseren Social Media-Kanälen abonnieren. Eine der jüngsten Neuheiten ist der mukken-Podcast, den es auf Spotify zu finden gibt. Komm mit an Bord und lass uns gemeinsam wachsen. Denn Musik verbindet die Menschen seit Anbeginn der Zeit. Weil Musik zusammenbringt – dafür stehen wir hier auf mukken.com.
Ursprünglich veröffentlicht am 14. Januar 2023 aktualisiert am 8. März 2023