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Die Nerven und das Schöne

Die Band Die Nerven mit ihrem neuen Album in der Musikmagazin Kolumne
Bild: Lucila Berlanga

Vergangene Woche erschien das sechste Studioalbum „Die Nerven“ von Die Nerven. Der selbstbetitelte Langspieler ist für mich die wohl wichtigste musikalische Zeitdiagnose des scheidenden Jahres. Denn wer sich manchmal von der Schwere des Weltgeschehens erdrückt fühlt, und eine Schwäche für düstere deutschsprachige Gitarrenmusik hat, kann in diesem kühnen Kunstgriff Heilung finden. Aber worin steckt das Licht in all dem dunkeln von „Die Nerven“?

Das Echo der Platte hat sich nach mehrmaligem durchhören allmählich reflektiert. Der Duktus ist klar: Auf diesem Album blicken die Musiker Kevin Kuhn, Max Rieger und Julian Knoth direkt in die Finsternis der Gegenwart Deutschlands, Europas und der Welt. „Ich kann sie spüren, die falsche Zeit, will lieber Licht statt Dunkelheit“, heißt es recht früh in der großen Abrechnung mit unserem Land „Ich sterbe jeden Tag in Deutschland“ und bestätigt mehr oder minder mit nur einer Zeile, welche Kraft und Bedeutung die Musik trägt. Die Nerven kapitulieren nicht vor der Zukunft, sondern antworten auf die Frage was man Dummheit und Gewalt entgegensetzen kann: Das Schöne.

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Hört man dem Trio zu, so leben wir in einem finsteren, bedrohlichen Tunnel. Indem sie ihre Sicht der Dinge darstellen und uns an ihrem Gefühl teilhaben lassen, fordern sie uns auf genauer hinzusehen, denn jenseits des Tunnels gibt es noch mehr zu entdecken, als das was uns im Augenblick nebulös umher wandern lässt. Und damit erweisen sie mir, einem Hörer der ihrer Musik auch nicht immer gänzlich zugeneigt war, einen Bärendienst. Denn das wichtigste für die Gesellschaft ist das sie durchhält, dass sie sich nicht unterkriegen lässt.

In einer Zeit die von Sorgen und Ängsten erfüllt ist, beleben sie den Sinn für das Spielerische neu und zeigen, dass das Werk eines Künstlers, ganz grundsätzlich, unentbehrlich ist. Sie erbauen eine Brücke in Albumlänge, mit der wir Zugang zu uns selbst und zum Leben hinzugewinnen. Sobald diese Gefühlssphäre freigesetzt wird, erleben wir Energien, die ganz egal wie ein Werk auch wirken mag, in ethischer sowie ästhetischer Hinsicht, immer positiv ist. Sie geben uns die Fähigkeit sich am Schönen zu erfreuen, zurück. Eine Eigenschaft, welche in der gegenwärtigen Musik nicht mehr selbstverständlich ist.

Meiner Ansicht nach sind wir uns alle über den Beginn einer neuen Welt bewusst. Jedoch ist es manchmal sehr schwer darüber zu reden. Genau da setzt Musik ein. „Die Nerven“ von Die Nerven, bewegt, zwingt optimistisch zu sein und legt Zeugnis ab - ein Optimismus in Endzeitstimmung. Das Album erscheint mir als ein Gefühl von neuer Freiheit; eine Freiheit an die wir uns alle bemühen müssen zu glauben. Dieses Werk hilft dabei, und macht das selbstbetitelte und sogenannte Schwarze Album von Die Nerven zu einem der wertvollsten Veröffentlichungen seit langem.

Ursprünglich veröffentlicht am 18. Oktober 2022 aktualisiert am 13. Juli 2023

Originally published on Oktober 18, 2022, updated on Juli 13, 2023

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