Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
Neuer Beitrag
Stell dir vor, es gäbe einen Automatismus, der dich praktisch auf Knopfdruck Millionen von Klicks generieren lässt. Mit einer derart hohen Anzahl an Klicks fällt es leicht, sich als Musiker*in auf Spotify ein regelmäßiges Einkommen aufzubauen und gleichzeitig an Bekanntheit zu gewinnen. Doch was wäre, wenn die vielen Millionen Klicks eigentlich gar nicht von echten Nutzern stammen? In diesem Beitrag widmen wir uns einem der größten Spotify Betrug, mit dem Spotify seit Entstehung zu kämpfen hatte.
Um auf diesen speziellen Fall eingehen zu können, wollen wir dir zu Beginn noch einmal das Grundkonzept von Spotify vorstellen. Grundsätzlich verdienen Musiker*innen auf Spotify durch die Anzahl der Abrufe für ihre eigene Musik Geld. Die genaue Summe ist abhängig davon, ob es sich um Premium-Abonnent*innen oder “normale” Abonnent*innen handelt und in welchem Land der Aufruf generiert wurde. So wurden 1.000 Aufrufe in den USA für das Jahr 2018 durchschnittlich mit 3,97 US-Dollar vergütet. Hieran wird deutlich, dass vor allem bei geringeren Klickzahlen nur wenig Ertrag für neue Musiker*innen oder Bands dabei rumkommt.
Dementsprechend erscheint es verlockend, die Anzahl der eigenen Klicks künstlich nach oben zu pushen. Einen Hype rund um den eigenen Song entstehen zu lassen und das gesamte Konzept geschickt auszuhebeln. Nicht ohne Grund waren die betroffenen Songs gerade mal etwas mehr oder sogar weniger als eine Minute lang, um innerhalb kürzester Zeit möglichst viele Streams generieren zu können. Doch wie genau hat diese Methode funktioniert und welcher Ablauf steckt dahinter?
Viele Abzocker*innen erstellten hierzu eine Reihe an eigenen Playlists, die mit zahlreichen kurzen Songs gefüllt waren. Die Dauer lag gerade mal knapp über dem Limit für Gewinnausschüttungen, welches bei Spotify 30 Sekunden beträgt. So begann die Automatisierung. Das Ziel: Die Songs mit neuen Premium-Accounts möglichst häufig und immer wieder hintereinander abzuspielen. Die wohl bekanntesten Playlists, die nach diesem Trick arbeiteten, waren „Soulful Music“ und „Music from the Heart“. Insidern zufolge soll der Betrug vor allem aus dem bulgarischen Raum gesteuert worden sein.
Doch lohnt es sich überhaupt, neue Spotify-Premium-Accounts zu buchen, um immer wieder die gleiche Musik abzurufen? Im Falle des großen Betrugs waren es mehr als 1.200 neu abgeschlossene Abonnements, deren Accounts immer wieder für die gleichen Songs genutzt wurden. Wir haben aus diesem Grund mal nachgerechnet, wie sich diese Strategie in der Praxis rechnet:
Von dieser Songdauer ausgehend sind 90 Streams pro Stunde möglich. Dies ergibt stündliche Einnahmen in Höhe von 0,27 Euro pro Account. Rechnen wir dies auf einen Tag hoch, sind es bereits 6,48 Euro, die durch das automatisierte Abspielen der Songs erwirtschaftet werden. Monatlich sind es knapp 200 Euro, die allein ein Account an Umsatz für den jeweiligen Musiker generieren kann.
Gehen wir wie geschildert von 1.200 gekauften Premium-Accounts aus, stehen die gerade mal 12.000 Euro Kosten pro Monat einem enormen Umsatz in Höhe von über 233.000 Euro gegenüber. Ohne auch nur einen natürlichen Klick ergeben sich monatliche Gewinne von über 220.000 Euro.
Ganze vier Monate lief der Scam unentdeckt weiter, bis die horrenden Klickzahlen entdeckt und die damit verbundenen Playlists gesperrt wurden. Seitdem wird sehr genau darauf geachtet, dass die Accounts ein natürliches Nutzerverhalten aufweisen und nicht im Dauerbetrieb aktiv sind. Doch auch heute noch wird diese Strategie genutzt, um bei neuen Releases einen künstlichen Hype zu erzeugen oder um neue Musiker*innen künstlich zu pushen. Wirklich Gegenwind gab es hierbei bisher nicht.
Aufgrund der damaligen Unaufmerksamkeit haben Streaming-Anbieter wie Spotify nun mit neuen Abläufen in der Beobachtung reagiert. So analysieren die Plattformen sehr genau, wie viele Streams ein Account pro Woche vom identischen Song generiert und wie viele weitere Nutzer den Song gestreamt haben. Auch die Zahl weiterer Abrufe des jeweiligen Accounts wird hierbei getrackt. Sollte es zu unverhältnismäßig vielen Streams kurzer Lieder kommen, droht eine genauere Überprüfung.
Für Musikliebhaber*innen, die Spotify in der Freizeit, auf dem Weg zur Arbeit oder am Wochenende nutzen, sind die neuen Überprüfungen unbedenklich. Ob es in deinem Fall zu einer Überprüfung des Profils kommt, wirst du in der Regel nicht bemerken. Ziel des neuen Verfahrens ist es lediglich, den Streaming-Betrug schneller zu erkennen und umgehend zu unterbinden. Sollten Betrugsmaschen festgestellt werden, wird dadurch schneller gehandelt.
Sobald das Vorgehen nachweislich betrügerisch ist, kann die Musik dauerhaft von den Plattformen entfernt werden. Auch die bis dahin erwirtschafteten Vergütungen müssen in diesem Fall nicht mehr von Spotify ausgezahlt werden. Je nach Nutzungsbedingungen und individuellen Vereinbarungen mit der Plattform können in einem Fall wie dem großen Spotify-Betrug jedoch auch rechtliche Konsequenzen drohen. Wird beispielsweise klar ausgeführt, dass lediglich Klicks echter Accounts mit natürlichen Nutzerprofilen gewertet werden und automatisierte Streams klar verboten sind, droht ein hoher Schadensersatz.
Da kleinere Betrügereien und künstliche Manipulationen jedoch nie vollständig auszuschließen sind, fordern viele Musiker*innen seit einigen Jahren ein neues Abrechnungsmodell. So profitieren vor allem die großen Stars von hohen Zahlungen. Für neue Musiker*innen bleibt jedoch höchstens ein kleines Taschengeld. Die „Fair Share“ Initiative fordert aus diesem Grund ein ganz neues Konzept.
Dieses sieht vor, dass die Einnahmen nach Abzug der Betriebskosten für die jeweiligen Plattformen unabhängig von der Menge der Streams zwischen den Künstler*innen aufgeteilt werden. Hierbei zählen nur die Klicks der Premium-Abonnenten. Klicks von werbefinanzierten Accounts werden in diese Rechnung nicht einbezogen. Auch wenn dieses Modell vor allem für größere Künstler*innen mit geringeren Zahlungen verbunden wäre, unterstützen Musiker*innen wie Sarah Connor, Helene Fischer und Marius Müller-Westernhagen diesen Ansatz. Eine Änderung ist jedoch nicht in Sicht.
Wichtiger bleibt daher, als Nutzer*in selbst aufmerksam zu sein und bei möglichen Betrügereien schnell zu handeln. Ein Betrug in der bisherigen Größenordnung schadet nicht nur der Plattform selbst, sondern vor allem den Musiker*innen und Bands, die dadurch in Zukunft noch weniger an ihrer Musik verdienen. Die folgenden Warnsignale solltest du aus diesem Grund immer beachten oder sogar melden:
Auch wenn es das bisherige Vergütungsmodell vor allem für neue Musiker*innen schwierig macht, erste Erfolge zu feiern, kann sich Spotify für dich als Musiker*in durchaus lohnen. Unser Beitrag zum Thema Spotify Marketing zeigt dir im Detail, wie ein gelungener Marketingmix auf der Plattform aussieht und wie du so zu mehr Bekanntheit kommen kannst. Auch die folgenden Tipps helfen dir dabei, mit Spotify an ersten eigenen Erfolgen zu arbeiten und die Anzahl deiner Streams fair zu erweitern:
Du möchtest selbst mit neuen Musiker*innen in Kontakt treten und dich über solche Themen wie den Spotify-Betrug oder die Vermarktung auf Spotify austauschen? Dann erwarten dich hier bei mukken genau die passenden Musiker*innen für spannende Projekte. Wir verknüpfen dich mit Menschen, die für einen lebhaften Austausch brennen und Musik genauso sehr lieben wie du. Schau dir an dieser Stelle gerne auch unsere weiteren Beiträge an, um mehr über die Musikbranche zu erfahren. So lernst du mehr über deine musikalische Vermarktung, erfährst viele Details über deine Lieblingsinstrumente und nimmst wertvolle Tipps für deine Musik-Karriere mit.
Ursprünglich veröffentlicht am 14. September 2021 aktualisiert am 25. Februar 2023