Traditionelle und alte Saiteninstrumente – unser Überblick
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Fliehende Stürme sind eine Stuttgarter Depri-Punk Band, welche aus der Asche von Chaos Z Mitte der Achtzigerjahre hervorgegangen ist. Innerhalb der deutschen Punkrock-Bewegung halten die drei Herren um Bandkopf Andreas Löhr einen Legendenstatus inne. Den Bass bedient aktuell Uwe Hubätschek und der Trommler hört auf den Namen Jens Halbauer, beide sind keine Originalmitglieder. Den Legendenstatus zelebrierte die Band nun Anfang 2023 live in Hamburg.
Das Wetter am Konzerttag passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Denn typisch für Hamburg begrüßt einen das berüchtigte „Schietwetter“, welches sich durch heftigen Regenfall und stürmischen Böen definiert. Dieses Schietwetter par excellence liefert das perfekte Ambiente für die Show von Fliehende Stürme. Es ist feucht, stürmisch und absolut unangenehm. Als Support-Acts haben die Stuttgarter Altpunks gleich drei verschiedene Bands mitgenommen. Zum einen die Hamburger Old School Punk-Kapelle Restmensch, zum anderen die Saarländer Karacho-Kombo Turin Horse, und – so viel sei vorweggenommen – die heimliche Offenbarung Kontrolle einer Post-Punk/Wave-Band aus Solingen und Düsseldorf.
Der emotionsgeladene Abend wird eingeleitet durch die Hamburger Punk-Band Restmensch. Sie geben geradlinigen und rotzigen Punk Rock der alten Schule zum Besten. Das Set bleibt bei einer überschaubaren Länge und lässt die Stimmung angebracht aufkochen. Die vier Herren atmen und leben den schnörkellosen Punk ohne unnötige Gimmicks und setzen direkt zu Beginn des Abends ein großes Ausrufezeichen in Musikform. Nach dem kurzen Set folgt nach geringer Pause der nächste Akt des Abends, Turin Horse aus dem Saarland.
Der tonale Unterschied könnte größer kaum sein: Nach schnellem, ungefiltertem Punk Rock wird es nun schwer und dunkel auf der Stubnitz. Turin Horse spielen Sludge Metal gepaart mit Black und Doom Metal-Elementen. Eine erneute Vierer-Kombo lässt den Konzertsaal im Rumpf des Schiffes förmlich erbeben. Das Schlagzeugspiel von Peter Holz ist dominierend und treibend, denn es wechselt zwischen langsamen Beats und rasenden Blastbeats innerhalb eines Augenblickes. Die Saitenfraktion lässt mit derben, tief gestimmten Instrumenten im Zusammenspiel mit dem mörderischen Gesang, welcher gegen Ende des Sets sogar noch Verstärkung bekommt, die Hölle auf Erden los. Ein überraschender, aber dennoch gelungener Support-Act!
Die dritte Band im Bunde stellt die Post-Punk/Wave-Formation Kontrolle dar, welche das heimliche Highlight des gesamten Abends ist. Mit ihrem Abwechslungsreichtum und ihrer Energie stellen sie den Hauptact fast in den Schatten. Der Bassist /Sänger sowie der Gitarrist/Keyboarder stammen beide aus Solingen, während der Drummer aus Düsseldorf kommt. Diese nordrhein-westfälische Kombination hat das Publikum von der ersten Note an fest im Griff und verkauft nach ihrem gelungenen Auftritt auch das meiste Merchandise.
Ironische und durchaus bissige Texte vereinen sich mit stampfenden Beats und Keyboard-Einlagen, welche sich in die Gehirne fräsen. Die Stimmung ist mehr als ausgelassen und die Menge tanzt und tobt in schierer Ekstase – sehr zur Freude des fetzigen Trios. Fast schon hämisch lächeln die Bandmitglieder während der gesamten Spieldauer ihres Sets, welches eine knappe Dreiviertelstunde anhält. Souverän und mit sichtlicher Spielfreude verabschiedet sich die Band von der Stubnitz, um später persönlich am eigenen Merch-Stand zu stehen und in den direkten Dialog mit den alten und neu hinzugewonnenen Fans zu treten. Kontrolle kontrollierte den Abend und ist eine unbedingte Hörempfehlung!
Um knapp Viertel vor 11 abends betreten Fliehende Stürme die Bühne des Kahns, um stolze eineinhalb Stunden ihr emotionsgeladenes Set an die Massen zu bringen. Apropos Massen: Das Schiff platzt gefühlt aus allen Nähten für den Headliner. Derart viele Menschen versammeln sich zu diesem Anlass, die Schwere der Existenz ausgelassen zu feiern. Selbst die ersten Moshpits des Abends finden beim gefühlvollen Abschluss statt. Das melancholische Punk-Trio aus Stuttgart entstammt aus der Asche der Band Chaos Z, von denen live auch Songs gespielt werden, wie etwa „Duell der Letzten“.
Bandkopf Andreas Löhr, der die Gitarre und den Gesang übernimmt, sieht klar vom Leben gezeichnet aus und bittet zum Trauertanz. Seine klare und kommandierende Stimme ist eines der großen Erkennungsmerkmale von Fliehende Stürme. Mit Inbrunst bringt sie die tiefgründigen und keineswegs plakativen Texte, welche zum Nachdenken anregen, an die Menge. Zeilen wie „Ich bin Müll, doch ihr seid dreckig“, oder „Du wünschst mir viel Glück, ich wünsche dir viel Wärme“ unterstreichen den Aspekt der lyrischen Kunst der Band.
Ein eingewobener Synth-Teppich reißt die Musik in tiefere Sphären der Depression, welche authentisch von Fliehende Stürme lyrisch und musikalisch heraufbeschworen wird. Diese Art des Punk Rocks ist ausgeklügelt und verschachtelt und weist damit eine enorme musikalische Qualität auf. Dass Fliehende Stürme dazu noch als echte Band zusammenspielt, wobei alle Instrumente sich gegenseitig komplimentieren und keines außen vor gelassen wird, unterstützt diese These gehörig. Wut und Resignation vereinen sich in musikalischer Fusion, um als Endresultat schleppende, schwermütige Musik zu erzeugen, welche infektiös wirkt.
Dennoch halten nicht alle die Entschleunigung der Musik aus, welche Fliehende Stürme im Vergleich zu den drei vorangegangen Bands darstellt. Doch die paar Menschen, die sich vorzeitig von der Stubnitz verabschieden, stören den Gesamteindruck in keiner Weise. Denn die hartgesottenen Fans tanzen und moschen, als ob es keinen Morgen gäbe, während sie voller Leidenschaft die kultigen Texte mitschreien. Das kraftvolle Trio wird seinem Legendenstatus klar gerecht, auch wenn Kontrolle ihnen fast ihre gesamte Show stahl. Deren Musikstils sind jedoch völlig verschieden und die zugrunde liegende Melancholie resoniert mit manchen mehr als mit anderen.
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Ursprünglich veröffentlicht am 25. Februar 2023 aktualisiert am 8. März 2023