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Ghost: Satanischer Stadionrock der Superlative?

Verfasst von Hannes Bothfeld

Ghost: Satanischer Stadionrock der Superlative auf dem mukken Blog
Foto von Mikael Eriksson / M Industries

In den Zeiten, wo die Mainstream - Popularität dem Rock and Roll noch hold war, entwickelten sich unzählige Strömungen innerhalb des Genres, die intrinsisch das polare Gegenstück zueinander bilden; von Glam zu Grunge und von Heavy Metal zu Punk. Über diese Konstellationen thronte eine Unterart, welche theatralischer und dabei eindeutig massentauglicher kaum sein könnte: Stadium Rock. Bands wie Boston, Journey oder Kansas errichteten sich eine nicht zu verachtende Nische, bei der wie der Name es schon preisgibt, ganze Stadien für Konzerte zur Verfügung gestellt wurden, um den aufwendigen Produktionen den nötigen Platz einzuräumen und natürlich ordentlich davon zu profitieren.

Evergreens wie „More Than A Feeling“, „Don`t Stop Believing“, oder „Carry On My Wayward Son“ lechzen förmlich danach, von einem so groß wie möglichen Publikum aufgesogen und mitgesungen zu werden. Doch dann trat gegen der Jahrtausendwende ein Paradigmenwechsel ein, der die neue aufblühende Kultur des Hip-Hop an die Spitze der Charts treiben sollte, und den schnöden Stadionrock der alten Generation allmählich in die Vergessenheit drängte.

Vorhang auf für die namenlosen Ghule, angeführt von Papa Emeritus, inzwischen Emeritus IV, auch bekannt als Tobias Forge, aus Linköping, Schweden, welche die alteingesessene Tradition des Stadium Rock im 21. Jahrhundert neu aufleben lässt, nur diesmal mit einem diabolischen Twist: Die beliebte Hörerfreundlichkeit der kreierten Klänge aus einer vergangenen Zeit wird beibehalten auf Kosten der Pietät: Die gesamte Formation huldigt augenscheinlich niemand Geringerem als den Gehörnten höchstpersönlich, wie die Symbolik der Kostüme, die makabren Texte, und die einzelnen Interview -Aussagen belegen und bescheren Ihm dadurch eine angemessenen Empfang vor majestätischer Kulisse in Stadionform in glorreicher Ehrerbietung.

Selbst die Figur des Papa Emeritus erinnert an eine Art Zombie-Pabst, da er eine traditionelle Bischofstracht und im Gesicht zahlreiche Schichten Make-Up und Prothesen trägt, die ihn bis zur Unkenntlichkeit entstellen. Die Intention hinter dem Outfit offenbart die Band als eine Art Maskottchen, und verweist als Beispiel zu den Heavy-Metal Legenden aus England, Iron Maiden, und deren ikonisches Maskottchen namens Eddie, welches jedes einzelne Albumcover in den unterschiedlichsten Variationen ziert. Statt diesem recht eindimensionalen Nutzen des Maskottchens, obwohl auch Ghost eine Iteration des Papas auf allen fünf bisherigen Werken zur Schau stellen, erweitert die Band das Potenzial und präsentiert mit dem Papa ein lebendiges Maskottchen, welches zur gleichen Zeit sämtliche Lieder singt.

Ghost – Heavy Metal mit dem Spirit von Abba

Ghost gewinnen Grammy
Foto von Chris Pizzello / Invision / AP, File

Der Erfolg dieser unkonventionellen Formel geht für Ghost eindeutig auf, denn füllen sie nicht nur die Stadien weltweit für ihre aufwendigen Live-Performances, sondern ernten sogar kritische Lorbeeren und gewannen bereits 2016 einen Grammy in der Kategorie „Best Metal Performance“. Dass der aufwendig inszenierte Heavy Metal mit Pop-Sensibilitäten flirtet, hängt mit der gemeinsamen Herkunft mit den Giganten des Pops Abba zusammen, denn alles bisherige musikalische Output zeugt von der Inspiration Abbas: Die infektiösen Hooks und melodischen Refrains, wie sie aus der Feder von Agnetha, Björn und Co. nicht besser hätten stammen können, treffen auf groovige Gitarrenläufe und 70er Jahre Progressive Rock angehauchten Synthesizers.

Ähnlich leichtfüßig wie ihre Pop- Paten manövrieren sich Ghost von einem makabren Ohrwurm zum nächsten, denn die Texte sind wunderbar düster gehalten und schildern detailreich satanische Rituale und unaussprechliche Taten und deren Paarung mit mitreißenden Melodien und tatsächlich fröhlichen und wohlklingenden Gesangsprogressionen erschaffen ein interessantes Klangbild. Oftmals fallen auch Parallelen zu den unangefochtenen Meistern der Popmusik, welche in ihrer kurzen Schaffenszeit von knappen 10 Jahren die Welt der Musik komplett auf den Kopf stellten, nämlich die Beatles.

Dieser Vergleich ist nicht von der Hand zu weisen, so findet sich auf einer speziellen Singleauskopplung ein schaurig-schönes Cover des Beatles-Klassikers „Here Comes The Sun“, welcher die Ghost -Behandlung bekam und so klingt, als ob er der Band auf den Leib geschneidert wurde. Ironischerweise wurden die Beatles selbst oft ins Kreuzfeuer der Medien genommen, da ihnen nachgesagt wurde, sie hätten heimlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, weswegen auch niemand geringeres als Aleister Crowley seinen kahlen Kopf auf dem Albumcover (inmitten dutzender Gestalten der britischen Geschichte) von Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band herausragte.

Ghost – Satanskult mit künstlerischer Integrität

Was es mit Ghost auf sich hat ist wohl die am meisten aufkeimende Frage bezüglich der mysteriösen Gruppierung. Bis vor kurzem waren sämtliche Identitäten der „Nameless Ghouls and Ghoulettes“ unbekannt, welches auf der jüngsten Tour zum aktuellen Album „Impera“ aufgelöst wurde und bestätigt, dass renommierte Musiker und Musikerinnen der schwedischen Rock und Metal Szenen hier mitwirkten. Sänger Tobias Forge wurde recht zügig entlarvt, als seine Gesangsstimme offenbar identisch mit seiner Leistung in der Alternative Rock Band Subvision war und die Verbindung geschlossen werden konnte.

Zuvor war er in der Death Metal Band Repugnant als Sänger und Gitarrist aktiv, wollte aber seine Liebe zu klassischem Rock und 60er Jahre Pop kreativ vereinen und so wurde kurzerhand Ghost ins Leben gerufen. Eine eigene Handschrift sollte sofort etabliert werden, und so wurde das Live-Maskottchen Papa Emeritus geboren, welches auch in den verschiedensten Versionen die Alben – Cover ziert, welche zur selben Zeit Anspielungen und Abwandlungen von berühmten Filmpostern beinhalten, beispielsweise das Debüt mit der Ghost Version von der Stephen King Verfilmung „Brennen Muss Salem“.

Ghost Band black and white Bild zum Thema Satanischer Stadionrock der Superlative
Foto von Loma Vista / Spinefarm

Mit dem Debüt Opus Eponymous aus dem Jahr 2010 überraschten Ghost die stagnierende Metal Community mit einem immer noch frisch klingenden Album, das gekonnt eingängigen Riffs mit spooky 70er Synths und einer ebenso spukigen wie angenehmen Stimme, die die Hörerschaft in ein morbides Wiegenlied bettet. Der Titel des Albums verdient eine besondere Erwähnung, da er zunächst, wie alle anderen Langspieler von Ghost einen lateinischen Titel trägt, nur hat dieser einen besonderen Twist, denn der Titel lässt sich in „gleichnamiges Opus“ übersetzen, was ein raffinierter Weg ist, einer spröden Selbstbetitelung zu umgehen.

Darauf folgte drei Jahre später der Nachfolger Infestissumam, was ein lateinischer Superlativ ist und „am feindlichsten“ bedeutet. Hier brechen Ghost aus ihrer eigenen Nische aus und experimentieren freudig mit Progressive Rock Elementen herum, und dazu verstärken sich die Pop-Anleihen. Vielen Fans des bisherigen Labums wurde hiermit vor den Kopf gestoßen, doch tatsächlich ist das Album ein Feuerwerk der Kreativität und förderte manche der besten Kompositionen der Band zutage, wie zum Beispiel „Ghuleh/Zombie Queen“ und der Closer „Monstrance Clock“.

Ghost - Einladung zur Totendisco

Weitere drei Jahre später kam das Album "Meliora" heraus, was einen positiven Klang hat, da es sich schlicht als „besser“ übersetzen lässt, doch dafür rücken Ghost mit einem wahren Riffgewitter auf das Schlachtfeld und rudern stilistisch wieder in Richtung Debütalbum zurück, vor allem was Heaviness anbelangt, da es eines der härteren Alben der Diskografie darstellt. Für den Song „Cirice“ gewann die Band den Grammy im selben Jahr, und Ghost befanden sich wieder im Höhenflug. 2018 erschien das bis dato Pop-lastigste Album der Band, was für eine große Polarisierung innerhalb der Fangemeinde sorgte, doch der kommerzielle Erfolg schoss noch weiter in die Höhe. Dennoch stellt Prequelle (französische Schreibweise von Prequel, ergo Vorgeschichte) den qualitativ schwächsten Output von Ghost dar, welcher trotz ein paar Hits („Rats“, „Dance Macabre“) viel zu wünschen übrig lässt.

Im März 2022 erschien das fünfte Album namens Impera, Befehl auf Deutsch, und die lange Pause scheint sich ausgezahlt zu haben, denn die Platte lässt die Band wieder auf Hochtouren laufen, und fühlt sich organischer und zusammenhängender an als das Vorgängerwerk.

Ein schauriges Intro, welches zum Finale des Albums seine Wiederverwendung findet, und somit einen narrativen Bogen spannt, leitet das neueste Werk der Satansjünger aus Schweden mit einer gehörigen Portion Gravitas ein, um eine Aneinanderreihung von Tanz- und Headbang-baren Songs zu präsentieren, die für die gesamte Spielzeit unterhalten und in ihren Bann ziehen. Eine Wiedererlangung der alten Stärke, die gespannt auf die weitere Zukunft von Ghost blicken lässt und eine Empfehlung für alle präsentiert, die offen für unkonventionelle Musik sind. Hoch die Hörner und preiset den Gehörnten, Ghost befehlen es euch und fordern zum Totentanz!

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Ursprünglich veröffentlicht am 11. Juni 2022 aktualisiert am 14. Juni 2022

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