Pedal DIY: Ist Gitarrenpedale selber bauen etwas für Anfänger?
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Über die letzten Handvoll Jahre etablierte sich auf dem großen Kontinent inmitten des Pazifischen Ozeans eine neue Garde der psychedelisch geprägten Rockmusik. Eine Rockmusik, die sich an den Vorbildern der späten 60er- und frühen 70er-Jahre orientiert. Schier endlos erscheint die Flutwelle von aufstrebenden jungen Bands, die verstaubten Ideen neuen Elan injizieren. Sie kreieren Sounds, welche einen förmlichen Rausch bei den Hörenden hervorrufen. Mal sanft, mal knallhart leiten sie durch die mystischen Aspekte des Lebens. Australien gilt als Bastion des modernen Psychedelic Rock. Allen Bands innerhalb eines kurzen Beitrags gerecht zu werden, ist einfach unmöglich. Dennoch: Der Kontinent inmitten des Pazifiks beherbergt eine Legion von aufstrebenden jungen Künstler*innen, aber keine Band sorgt international für derart viel Aufsehen wie King Gizzard And The Lizard Wizard – und das trotz eines ziemlich langen Namens. Ist der Wirbel gerechtfertigt oder völlig fehl am Platz?
Down Under. Eine Phrase, die unmittelbar an den exotischen Kontinent inmitten des Pazifiks denken lässt. Bereits in unzähligen popkulturellen Formaten wurde sie ausgesprochen, sodass die kollektive Erinnerung automatisch darauf gepolt ist. Innerhalb des letzten Jahrzehnts bildete sich auf dem Kontinent, in dem das Wasser in die andere Richtung abläuft, eine stets weiter wachsende Revival-Szene: Die australische Neo Psychedelic Rock-Bewegung, deren Hauptquartiere jeweils in Melbourne und Perth errichtet wurden und die eine unglaubliche Menge an Bands zutage fördert. Da die Anzahl der Musikgruppen, wie bereits erwähnt, derart hoch ist, könnte kein Artikel der Welt allen gerecht werden. Daher beschäftigt sich dieser Beitrag zunächst mit King Gizzard And The Wizard Lizard.
King Gizzard And The Lizard Wizard stellt die Zugspitze der florierenden modernen Psych Rock-Bewegung Australiens dar. Die sechs jungen Männer rund um den kreativen Kopf Stu Mackenzie erschaffen produktiv wie kaum eine andere Band Album um Album. Sie begeistern die Massen mit ihren mitreißenden Liveshows. Insgesamt haben die Jungs seit ihrem zwölfjährigen Bestehen bereits 19 Studioalben produziert. Dabei wurden alle Artworks vom australischen Künstler Jason Galea gezeichnet, der auch die Hauptmenge der Bandfotos abgelichtet hat und einige der Musikvideos inszenierte. Allein für das Jahr 2022 sind drei weitere Alben geplant, nachdem mit „Made in Timeland“ und „Omnium Gatherum“ bereits zwei Full Lengths veröffentlicht wurden. Können King Gizzard And The Lizard Wizard mit der schieren Menge an Material qualitativ mithalten? Oder scheitern sie an ihren exorbitanten Ambitionen wie Ikarus, der sich zu nahe an die Sonne gewagt hat?
Ursprünglich orientierten sich King Gizzard And The Lizard Wizard klangtechnisch an den Garagensounds der 60er- und 70er-Jahre. Auf dem aktuellen Album hingegen bemächtigen sie sich gefühlt jedes existierende Musikgenre. Dadurch wird eine musikalische Wundertüte serviert, die Musikliebhabende jeden Alters zu einem kollektiven Freudentanz antreiben sollte. Derart spannend und unvorhersehbar sind die Wendungen und Einflüsse, die innerhalb eines Albums auftreten. Zu keiner Zeit stellen sich große Fragezeichen in den Köpfen der Zuhörenden auf. Sämtliche Einflüsse harmonieren großartig miteinander und sorgen für aufregende Arrangements und einen organischen Fluss.
King Gizzard And The Lizard Wizard sind überall musikalisch zu Hause und hüpfen behände von Genre zu Genre. Dieses variiert von Psychedelic/Garage Rock zu Indie, Folk, Jazz/Lounge und sogar Hip-Hop auf der neuesten Scheibe der produktiven Australier. 2019 schienen King Gizzard And The Lizard Wizard einfach Lust auf Metal gehabt zu haben und veröffentlichten mit „Infest The Rats` Nest“ eine gnadenlos coole, analoge Platte, welche so auch in den 80ern hätte produziert werden können. Eine wilde Mischung aus Thrash, Doom und Stoner Metal, welche vollkommen authentisch klingt und abermals die Vielschichtigkeit der Tausendsassa eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Nachdem sie 2012 mit „12 Bar Bruise“ ein kleines aber feines Debütalbum herausbrachten, welches vom Klang her direkt aus einer vergangenen Zeit hätte stammen können, kam mit dem Nachfolgewerk sofort eine unerwartete Wendung. Auf dem ein Jahr später erschienenen „Eyes Like The Sky“ probieren sich King Gizzard And The Lizard Wizard in Sachen Soundtrack. In einer knappen halben Stunde liefern sie den Soundtrack zu einem imaginären Western. Der verstorbene Maestro Ennio Morricone, welcher einige der berühmtesten Film-Soundtracks komponierte – allen voran der Italo- Western der 60er-Jahre mit Clint Eastwood – wäre sicherlich stolz auf die Jungs aus Down Under.
Das magische Album Nummer drei stellt in King Gizzard And The Lizard Wizard´s Fall „Float Along – Fill Your Lungs“ dar, auf dem vollends mit psychedelischen Klängen experimentiert wurde. Allein das 16-minütige Intro „Head On/Pill“, welches einen wahren Trip für die Ohren darstellt, macht dies mehr als ersichtlich. Von nun an sollte die psychedelische Note als Hauptkomponente der Australier dominieren. Mit gelegentlichen kleinen Exkursen in andere klangliche Gefilde, welche von King Gizzard And The Lizard Wizard scheinbar problemlos integriert werden.
In den folgenden sechs Jahren explodierten King Gizzard And The Lizard Wizard kreativ gesehen komplett. Sie ließen ganze elf Alben erscheinen, die sich kaum in der Qualität voneinander unterscheiden. Eher bieten sie ein enormes Potpourri aus wilden Einfällen frenetischer, jugendlicher Energie und stets kompetenter Musikalität. Ein Highlight aus der Menge schierer Qualitätsalben herauszuheben ist eine fast unmögliche Aufgabe. Denn für gefühlt jede menschliche Emotion ist etwas in der eklektischen Diskografie von King Gizzard And The Lizard Wizard mit dabei.
Ein fantastisches Album stellt „Flying Microtonal Bananas“ dar. Es stammt aus dem Jahr 2017, in welchem die Band ganze vier Alben veröffentlichte. Das Album animiert direkt mit dem Opener „Rattlesnake“ zum Kopfwippen und verzaubert mit seiner Simplizität und mikrotonalen Frequenzen. 2020 und 2021 folgten dann die konzeptuell verknüpften Alben „K.G.“ und „L.W.“, sowie „Butterfly 3000“. Letzteres wartet mehr und mehr mit Pop Sensibilitäten auf, wobei diese wie auch alle anderen Stile sich geschmeidig in das Gesamtkonzept integrieren. Mit Songs wie „Shanghai“ und „Interior People“ geben sich King Gizzard And The Lizard Wizard zartbesaitet und typisch verspielt, während ein „Black Hot Soup“ bewusstseinserweiternde Sommer-Vibes einfängt.
Epochale und kolossale Kompositionen sind der Band nicht fremd. Das zeigt zum Beispiel „Made In Timeland“, dessen Länge sich aus zwei viertelstündigen Tracks ergibt. Auch der erste Banger des jüngsten Albums „The Dripping Tap“, kommuniziert dies eindrücklich. Doch woher nehmen die Aussies vonKing Gizzard And The Lizard Wizardbloß die Zeit, das Material auf Ton zu bannen? Denn die einzelnen Mitglieder sind, wie die meisten aktiven Musiker*innen der australischen Szene, in Unmengen anderer Projekte involviert. Zum Beispiel Keyboarder und Mundharmonikaspieler Ambrose Kenny-Smith, welcher unter anderem in einer weiteren empfehlenswerten Band aus Melbourne, "The Murlocs", das kreative Oberhaupt ist.
Wieso sprießt konstant seit einer geraumen Zeit eine Psych Rock-Band nach der anderen aus dem Boden? Irgendwas Gewaltiges raschelt da durch den australischen Busch. Möglicherweise sorgt die dünne Ozonschicht für den benötigten kreativen Antrieb? Was auch immer die Antwort auf diese Fragen sein mag, King Gizzard And The Lizard Wizard sind die enigmatischen Vorreiter und das Aushängeschild eines neu gefundenen Sounds. Eines Sounds, der tief in musikalischen Wurzeln gräbt und moderne Hymnen in ein zeitloses Gewand hüllt.
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Ursprünglich veröffentlicht am 23. August 2022 aktualisiert am 13. September 2022
Fokusthema: Der Schmyt - Underdog, Newcomer und Ausnahmetalent