Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
Neuer Beitrag
Schon mal was von der Sängerin und Multimediakünstlerin Madanii gehört? Falls nicht, liegt es wahrscheinlich daran, dass MADANII zu den vergleichsweise weniger bekannten Künstler*innen gehört - noch! Denn die Sängerin hat ein vielversprechendes Repertoire an Gesang, Sounddesign, Ästhetik, Kollaborationen und Themen zu bieten, das schon jetzt das Potential für die ganz großen Bühnen der Welt mitbringt. Auch beruflich ist Dena Zarrin, wie die Sängerin namentlich heißt, in so manch interessante, mediale Geschichte verwickelt – hierzu später mehr. Fangen wir aber erstmal mit einer kleinen Vorstellung der Ausnahmekünstlerin an.
MADANII aka Dena Zarrin ist in eine im konservativen Nordbayern aufgewachsene Künstlerin mit iranischen Wurzeln, die mittlerweile in ihrer Wahlheimat Berlin lebt. Als einzige Person of Color weit und breit wurde Dena in ihrer Kindheit und Schullaufbahn vielfach mit alltagsrassistischen Äußerungen und westlichen Schönheitsidealen, denen sie nicht zu entsprechen schien, konfrontiert.
Diskriminierende Bemerkungen oder Verhaltensweisen anderer, wertlos und nicht begehrenswert zu sein, äußern sich darin, dass Dena schon früh damit beginnt ihr eigenes Ding zu machen. So fängt sie an zuhause künstlerisch tätig zu werden, sich weiterzubilden und für sich Musik zu machen. "Eines Tages zeig ichs euch allen" ist einer der Gedanken, der zeigt, dass sich Dena nicht unterkriegen lässt.
Im Anschluss an ihre Schullaufbahn absolviert Dena ein staatliches Studium im Fach "Populäre Musik und Medien" an der Universität Paderborn. Trotz Selbstzweifel und Orientierungsschwierigkeiten entschließt sie sich schließlich dazu endlich ihr eigenes musikalisch Projekt zu starten - MADANII ist geboren! In Mannheim lernt sie unter Anderem den Beatproduzenten Lucas Herweg – bekannt unter dem Künstlernamen LLUCID – kennen, mit dem sie sich kurzerhand zu einem Duo für zahlreiche gemeinsame Tracks und eine EP zusammenschließt.
Dabei überzeugen die beiden schon von ihren ersten Veröffentlichungen an auf musikalisch überaus hohem Niveau. Das große sängerische Können, das professionelle Sounddesign und der unverwechselbare Stil lassen keine Wünsche offen und verschmelzen zu einer facettenreichen Klangsprache, die sich irgendwo in den Zwischenräumen aus 90er Jahre R'n'B, Soul, Trap, Techno, persischer Folklore und Popmusik schubladenartigen Genreeinordnungen entzieht und sich trotz potentieller Widersprüche völlig organisch ineinander einfügt.
Doch das Gesamtkonzept der überaus fruchtbaren Zusammenarbeit der Beiden reicht weit über das Hörbare hinaus – ebenso wichtig sind MADANII die Ästhetik in Videos und Fotos, die Performance bei Liveauftritten und die Gestaltung des Merches. Sie verfolgt einen multimedialen Ansatz, was bedeutet, dass die genannten Elemente der Erweiterung des musikalischen Ausdrucks dienen und diesen erst vollständig machen. Dabei entwickelt MADANII zunächst alle Kernideen selbst, schreckt jedoch auch vor der Zusammenarbeit und Umsetzung mit weiteren Künstler*innen nicht zurück.
Thematisch lässt sich die Musik von MADANII nicht auf etwas Bestimmtes festnageln, sondern bleibt vielfach vage und offen für unterschiedliche Interpretationsansätze. Das Undefinierbare und Kontrastreiche, dass sich auch durch die unterschiedlichen Einflüsse aus Sozialisation und individueller Biografie ergibt, mache für MADANII erst den eigentlichen Reiz aus. Und doch lassen sich lyrische Fixpunkte feststellen, die beispielsweise biografischer und gesellschaftlicher Natur sind. So wie zum Beispiel die Thematisierung der bereits erwähnten rassistischen und diskriminierenden Alltagserfahrungen. Oder die Auseinandersetzung mit westlichen Schönheitsidealen, die im Kontrast zu diversen anderen Körpern und Ausdrucksformen stehen.
Auch klanglich finden sich zahlreiche musikalische Einflüsse, wie beispielsweise die persische Folklore oder R'n'B, in MADANII's Musik wieder. Dena versteht diese als Bestandteile ihres inneren Systems, und betont, dass sich diese völlig natürlich und organisch auch in ihrer eigenen Musik widerspiegeln. Doch definiert sie ihre Musik einfach als Popmusik, und möchte von exotisierenden Bezeichnungen wie "Oriental Pop" oder "Weltmusik" lieber Abstand nehmen. Als in Süddeutschland geborene Deutsche, nur zwei Mal in den Iran gereiste Frau fände sie es anmaßend, hierzulande als Repräsentantin persischer Kultur zu gelten.
Aktuell verzeichnet die Künstlerin auf Spotify monatlich um die 12.000 Hörer*innen bei Spotify und ist mit über 3700 Fans auf Instagram unterwegs. Zuletzt war sie als Voract mit der Sängerin MINE auf ihrer deutschlandweiten "Hinüber"-Tour. Die Sängerin ist schon seit vielen Jahren selbst ein großer Fan von MADANII.
Zudem ist MADANII aka Dena auch in zahlreiche andere Online-Projekte verwickelt. So moderiert sie zum Teil den FOMO-Podcast, in dem tagtäglich kurz und knackig von aktuellen Themen aus Nachrichten und Internet berichtet wird und von Spotify selbst herausgegeben wird. Außerdem ist Dena Co-Moderatorin des UNLOCK-Podcasts, in dem es um Sexualität und die Kommunikation eigener sexueller Grenzen und Unklarheiten geht. Zudem war Dena Gästin einer Folge des Podcasts "Besser So" von Leon Windscheid, in der sie über ihre Kindheit und Jugend, Diskriminierung, psychische Probleme, die Fehldiagnose Borderline, Empowerment und den Weg zu sich selbst spricht.
FOMO
UNLOCK
Besser So
Der Artikel hat dir gefallen und du möchtest gerne mehr über aktuelle, deutschsprachige Newcomer erfahren? Dann schau doch mal in meinen Artikel zum aufstrebenden Künstler Schmyt rein. Falls du an noch mehr Artikeln zu Künstler*innen und musikalischen Themen interessiert bist, findest du auf unserem mukken Blog eine große, stets wachsende Artikelauswahl an relevanten Inhalten. Und falls du selbst Musiker*in bist, und dich für ein gemeinsames (Band-)Projekt mit anderen Musiker*innen aus deiner Nähe vernetzen willst, wirst du hier fündig.
Ursprünglich veröffentlicht am 31. Mai 2022 aktualisiert am 14. September 2022
Fokusthema: Der Schmyt - Underdog, Newcomer und Ausnahmetalent