Pedal DIY: Ist Gitarrenpedale selber bauen etwas für Anfänger?
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Die MS Stubnitz gehört zu den faszinierendsten Event-Locations der Hansestadt Hamburg: Ein altes Kühlschiff der DDR-Fischfangflotte, das zu einem Veranstaltungsort für Konzerte und Partys umfunktioniert wurde. Seit 1992 stellt es ein soziokulturelles Zentrum da und bietet den unterschiedlichsten Musikrichtungen einen sicheren Unterschlupf. Am 17. November fand dort ein besonderes Konzert statt. Die Hamburger Band Melting Palms und das Berliner Instrumentaltrio Zahn heizten dem Kahn gehörig ein. Ursprünglich sollte das Gespann um die Hamburger Urgesteine Eisenvater ergänzt werden. Doch aufgrund eines innerfamiliären Schicksalsschlags mussten diese kurzfristig absagen. Ein weiteres Konzert von Eisenvater auf der Stubnitz soll in naher Zukunft nachgeholt werden. Das Fehlen von Eisenvater sollte die Qualität der Musik jedoch in keiner Weise schmälern. Melting Palms und Zahn lieferten eine imposante Fusion der beiden größten Städte Deutschlands. Mit zwei völlig verschiedenen Musikgenres, die live stark harmonierten.
Die junge Hamburger Formation Melting Palms, welche aus vier Herren und einer Dame besteht, beehrte die MS Stubnitz als Erstes. Schmelzende Palmen in Hamburg, wie kann sich das bitte vorgestellt werden? Ganz einfach in Form von träumerischer sowie kämpferischer Musik von kreativen jungen Talenten! Ebenjene Musik kann im Groben als Dream Pop/Shoegaze bezeichnet werden. Denn die Hauptzutat sind schaurig-schöne Melodien, die in einer Schicht aus Widerhall und Echo ihre volle Magie entfalten. Dieser Dream Pop-Mörtel wird unterstützt mit elegischen, psychedelischen Passagen, die stellenweise sogar in Post-Punk-Territorium abdriften. Emotionale, sich immer auf- und abbauende sphärische Schichten greifen ineinander über, anstatt sich gegenseitig zu behindern. Der Auftritt im heimischen Hamburg markiert das Ende ihrer jüngsten Tour durch Europa, mit der das zweite Album „Noise Between The Shades“ promotet wurde. Dementsprechend gab es einen regen Andrang zu Melting Palms´ finaler Performance im Jahr 2022.
Direkt zu Beginn ihres Sets müssen sich Melting Palms Schwierigkeiten im Sound stellen. Glücklicherweise wurde dieses Problem recht schnell zum nächsten Song behoben. Der Hauptteil des Sets bestand aus Stücken der aktuellen Scheibe, welche eine absolute Hörempfehlung ist. Dennoch blieben die Vocals, welche von Gitarristen Mikey und Resi geteilt werden, für die Dauer des Konzertes meistens undeutlich. Lediglich zum Ende, als Resi die Zugabe anstimmte, konnten die Vocals deutlich herausgehört werden, was schade ist, denn beide verfügen über klare, kraftvolle Stimmen.
Die drei Gitarren sorgen für einen Soundteppich, der in träumerische Sphären einlädt, während die Drums dynamisch und lebendig den Takt vorgeben, inklusive fantastischer Fills. Starke, einprägsame Riffs gesellen sich in die Struktur mit hinein. Der letzte Song vor der Zugabe war ein Crescendo, das epische Ausmaße annahm. Die Meute auf der MS Stubnitz war fest im Griff und feierte das dargebotene Material in vollen Zügen. Reverb und Delay dominieren das musikalische Fundament der Melting Palms. Und die Stubnitz liefert eine geeignete Location, um diesen Klängen gerecht zu werden. Die Akustik im Bauch des stählernen Biests ist gewaltig und ideal für diese Musik.
Nach der träumerischen Performance von Melting Palms bringt das instrumentale Dreiergespann Zahn aus Berlin den Abend zu Ende. Und was für ein fulminantes Finale dieser Auftritt der drei exzellenten Musiker gewesen ist! Zahn besteht aus Felix Gebhard an der Gitarre, Chris Breuer am Bass und Nic Stockmann an den Drums. Alle drei bringen Erfahrungen von Bands wie Einstürzende Neubauten, The Ocean und ehemals Eisenvater mit auf die Bühne. 2021 brachten sie ihr erstes Album heraus, welches schlicht selbst betitelt wurde. Die Professionalität der Berliner strahlt umgehend mit brennender Energie auf das gesamte Schiff über. Für eine Dreiviertelstunde wird das Publikum in den Bann von Zahn gezogen. Deren Musik erinnert stark an die aufblühenden Noise Rock-Bands der frühen 90er-Jahre, wie etwa Helmet oder The Jesus Lizard – nur gänzlich ohne Vocals.
Der Sound ist nahezu perfekt für diese Art der brachialen Musik. Alles ist aufeinander abgemischt, sodass kein Instrument das andere übertrumpft. Die Gitarre verfügt über einen klaren, feinen Ton und mit jeder Menge Effektpedale wird für hypnotische Frequenzen gesorgt. Der Bass rumpelt und dröhnt konstant durch das gesamte Set und sorgt für physische Reaktionen. Zu guter Letzt bietet das Schlagzeug einen konstant lebendigen Backbeat. Dabei bekommt es immer wieder Chancen, um die individuelle Klasse zu demonstrieren: Groovy, rockig, metallisch und alles, was das Spektrum der Rockmusik zu bieten hat.
Dem Rock fügen sich frenetische Elektronikpassagen hinzu sowie gänsehautbereitende Ambient-Intervalle. Sämtliche Emotionen werden durchexerziert und die verschiedensten Stimmungen heraufbeschworen. Von episch und mächtig, zu unheimlich und gar fröhlich. Es ist klar, dass die drei Männer von Zahn eine feste Einheit bilden, deren musikalische Hintergründe ihr kreatives Schaffen enorm aufwerten. Eine Band, deren weitere Karriere mit Spannung beobachtet werden sollte. Denn das Level ist hoch bei diesen passionierten Musikern. Alleiniges Manko des Auftrittes ist, dass sich die Reihen auf der Stubnitz bei Zahn stark gelichtet haben. Die Performance selbst war Weltklasse.
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Ursprünglich veröffentlicht am 26. November 2022 aktualisiert am 8. März 2023