Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
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Insbesondere beim Songwriting sind die Ansprüche und Erwartungen an uns selbst hoch. Schließlich sollen großartige Texte geschrieben und instrumental umgesetzt werden. Doch gerade das Schreiben von Lyrics kann richtig tricky sein. Da kann es schnell passieren, dass man jede Idee sofort wieder verwirft, weil sie sich zu intim oder zu flach anfühlt – oder in anderer Weise nicht den eigenen Anforderungen entspricht. Und kaum hat man sich versehen, schon steckt man mittendrin in der Schreibblockade!
Damit sich diese nicht festsetzt, möchte ich dir hier einen kleinen Songwriting Workshop in Form von direkt umsetzbaren Tipps geben. Sie helfen dir dabei, deine Schreibblockade(n) zu überwinden, sodass du schnell wieder ins Schaffen und Schreiben kommen kannst. Bereit? Dann lass uns direkt mit dem ersten Tipp loslegen.
Die ersten beiden Tipps des Songwriting-Workshops richtet sich insbesondere an dich, wenn du das Gefühl hast, dass dir deine Texte zu persönlich sind. Persönliche Texte sind an sich völlig in Ordnung – es kann für deine persönliche Weiterentwicklung sehr hilfreich und befreiend sein, tiefsitzende Emotionen musikalisch zu verarbeiten. Wenn du dich jedoch schwer damit tust, diese Musik mit anderen zu teilen, darfst du sie auch nur für dich behalten – auf unbestimmte Zeit.
Vielleicht kommt eines Tages der Moment, an dem du genügend Abstand zu deinem Song gefunden hast. Wenn du ihn dann mit anderen teilen möchtest – go for it. Wenn nicht, auch okay. Das Wichtigste ist immer, dass du dich wohl fühlst mit dem, was du tust.
Wenn du jedoch Songs schreiben möchtest, die auch für die Ohren anderer Menschen bestimmt sein sollen, geht der folgende Tipp des Songwriting Workshops an dich: Suche oder erschaffe dir ein künstlerisches Alter Ego (auch Kunstfigur genannt). Auch hierbei geht es darum, Abstand zu dir selbst zu gewinnen. Ein Alter Ego kann dir zudem dabei helfen, aus der Perspektive eines Anderen über die Welt und auch über emotionale Dinge zu sprechen.
Das Praktische an deiner Kunstfigur ist: Die Person, über die du da schreibst, bist nicht direkt du selbst. Du kannst zwar viel persönliches in dein Alter Ego einfließen lassen, musst es aber nicht. Es steht dir frei, Geschichten zu übernehmen, zu verändern, weiterzuspinnen oder auszulassen. Ebenso gut kannst du eine fiktive Figur (mit Namen, Aussehen, Hintergrundgeschichte) erfinden und ihre Gedanken, Probleme und Wünsche frei erfinden.
Viele große Musiker*innen wie David Bowie, Prince, Paul McCartney und Eminem haben jahrelang mit Alter Ego's gearbeitet – und so großartige, musikalisch-bahnbrechende Werke erschaffen (in diesem Artikel findest du mehr Infos dazu). Wie viel Abstand dein Alter Ego und du selbst zueinander haben sollen, bleibt dir selbst überlassen. Probiere es einfach mal aus und spiele damit, nicht immer du selbst sein zu müssen.
Der nächste Tipp des Songwriting Workshops hat etwas mit einer klaren Rahmung zu tun: Überlege dir einen genauen Zeitraum, in dem du eine klare Aufgabe verfolgen möchtest. Das kann beispielsweise die Aufgabe sein, dir innerhalb von fünf Minuten ein Thema für deinen nächsten Song zu überlegen. Oder die Aufgabe, innerhalb von zehn Minuten einen Refrain, eine Strophe oder sogar ein ganzes Lied zu schreiben.
Alles was du dafür brauchst sind ein aufgeräumter Arbeitsplatz, ein Timer auf deinem Handy, Zettel und Stift. Halte es so einfach wie nur möglich und verzichte auf weitere, technische Tools, die dich nur ablenken könnten. Lege dann deine konkrete Aufgabe und deinen Zeitrahmen fest und beginne mit der Umsetzung, ohne groß drüber nachzudenken. Höre nicht vorzeitig mit der Übung auf, selbst wenn du den Anschein hast, dass dir keine Ideen kommen.
Gerade bei Schreibblockaden kann es super hilfreich sein, nach dem Motto "Quantität vor Qualität" vorzugehen. Wenn du merkst, dass es dich überfordert, direkt einen perfekten Songtext zu schreiben, versuche, dich auf das Wesentliche deines Textes zu konzentrieren. Auch kannst du mehrere Textversionen skizzieren. Es ist besser, fünf mittelmäßige Ideen auf dem Papier haben, als keine Einzige. Im Nachgang kannst du dann immer noch Entscheidungen treffen und dich um alle Detailfragen kümmern.
Die nächste Methode des Songwriting Workshops mutet vielleicht etwas ungewöhnlich an, ist jedoch nicht minder effektiv. Die Cut Up Technique ist eine Methode, in der man mit unterschiedlichen Textausschnitten aus Zeitungen, Magazinen, Tagebüchern und anderen Textquellen arbeitet. Diese werden physisch ausgeschnitten und auf einer freien Fläche so angeordnet, dass sie für dich Sinn ergeben.
Auf den ausgeschnittenen Schnipseln können neben Worten auch Noten, Akkorde, Melodien, Bilder, Fotos oder ähnliche Dinge abgebildet sein. Alles, was du interessant findest, ist erlaubt und kann zur Gestaltung und Inspiration deines Songwritings genutzt werden. Und natürlich ist es dir auch freigestellt, die einzelnen Elemente abzuändern, sodass sie sich sinnvoll ins große Ganze einfügen.
David Bowie hat die Cut Up Technique übrigens für das Songwriting einiger seiner größten Songs genutzt. In diesem Videoausschnitt erklärt er die Technik selbst.
Der fünfte und letzte Tipp dieses Mini-Songwriting Workshops ist perfekt für diejenigen geeignet, die das Gefühl haben, keinen klaren Gedanken fassen zu können. Hierbei kann es enorm helfen, im Vorfeld des Songwritings sogenannte "Morgenseiten" zu schreiben.
Hierfür schnappst du dir drei Seiten Papier, eine Stift und schreibst schlicht und einfach alles auf, was dir in den Sinn kommt. Und das kann und darf der größte Bullshit sein. Aufhören tust du erst, wenn alle drei Seiten vollgeschrieben sind. Sinn der Sache ist, dass du gewissermaßen deinen Kopf von allen überschüssigen und dich blockierenden Gedanken entleerst. Außerdem hilft die Übung enorm dabei, ins Tun zu kommen, ohne ständig alles was man produziert zu verwerfen und zu hinterfragen. Das ist beim Schreiben der Morgenseiten nämlich strikt verboten.
Wenn du genauer wissen willst, wie die Übung funktioniert, schau doch mal in dieses Video rein. Hier stelle ich die Morgenseitenübung zusammen mit zwei weiteren Kreativitätstechniken vor, sodass du ein klares Bild davon bekommst, wie du bei der Übung vorgehen kannst. Außerdem findest du hier ein kostenloses, von mir erstelltes Workbook, mit dem du deine Songwritingidee Schritt für Schritt entwickeln und umsetzen kannst.
Hast du Lust, noch mehr zum Thema Songwriting zu lernen? Dann habe ich hier einen Artikel für dich, in dem es um das Erschaffen sinnstiftender Musik geht.
Und falls dir der Artikel Lust gemacht hat, dich mit anderen Musikerinnen für ein gemeinsames Projekt zusammen zu tun, schau doch mal auf unserem mukken-Portal vorbei. Hier findest du Musikerinnen aus deiner Nähe, mit denen du dich austauschen, treffen und Musik machen kannst.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei deinem Vorhaben!
Ursprünglich veröffentlicht am 21. Februar 2022 aktualisiert am 22. Februar 2022