Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse
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Brian Molko und Stefan Olsdal gelten als die unbestrittene Inkarnation von Placebo, der legendären Alternative Rock Band aus London. Gegründet wurde die Band 1994. Diverse Drummerwechsel führten sie zum jetzigen Stand, live lediglich Session-Musiker*innen zu engagieren. Seit 2015 fungieren sie nämlich hauptsächlich als Duo. Der zerbrechliche, melancholische Gesang Molkos ist längst ein Synonym für den süßlichen Schmerz des Daseins geworden. Das androgyne Auftreten ist ikonisch und seinerzeit stark progressiv. 2022 erschien das neueste Album „Never Let Me Go“ und die Zeit war reif für eine neue, extensive Tour durch Europa. Mit der aufstrebenden jungen Band DEADLETTER im Schlepptau begeben sich Molko und Olsdal durch die europäischen Länder. Einer der wenigen Halte in Deutschland ist die Barclays Arena in Hamburg. Konnten Placebo live überzeugen, oder gingen sie gar unter bei ihrer eigenen Show? Eine Sache sei bereits vorweggenommen: Es gab mehr als eine Überraschung an diesem Abend.
Die größte Überraschung des Abends kam vom ebenfalls aus London stammenden Support Act DEADLETTER, einer sechsköpfigen Post-Punk-Band mit Jazz- und Noise-Elementen. Die noch recht unbekannten DEADLETTER müssen mit ihrer sporadischen Diskografie einen großen Eindruck hinterlassen haben, um den Slot einer solch heiß begehrten Tour zu ergattern. Die fünf Männer samt Saxofonistin beeindrucken mit ihrer Unvorhersehbarkeit, gepaart mit schwungvollen, treibenden Rhythmen. Das Saxofon wird als zusätzliches Instrument in vollem Umfang genutzt und verleiht der Gruppe eine zusätzliche Dimension. Auch deswegen liegt ein erheblicher Fokus in den Kompositionen auf dem Instrument.
Typisch sarkastisch, wie es von britischem Punk gewohnt ist, schallt die Stimme des Sängers durch den vollen Innenraum der Barclays Arena bei kristallklarem Sound. Neben dem knusprigen, satten Sound lädt die ungezügelte Musik die Masse zum Tanzen ein, während der Frontmann die Meute fest im Griff hält. Kurzum: DEADLETTER überzeugen in allen Belangen und bieten eine weitere Kostprobe des stets stärker werdenden Post-Punk aus dem UK – energetisch und hypnotisierend.
Nachdem ordentlich Schwung in die sprichwörtliche Bude durch DEADLETTER gebracht wurde, veränderte sich die Stimmung in der Umbauphase schlagartig. Die Projektionsflächen, die auf verschiedenen verstellbaren LED-Tafeln angebracht waren, leuchteten grell auf. Eine freundliche, aber bestimmte Nachricht war zu vernehmen. Diese bat das Publikum darum, während des gesamten Konzertes davon abzusehen, Handyvideos zu drehen. Die Bitte kam mit der Begründung, dass es die Immersion des Augenblickes zunichtemachen und außerdem die Konzentration der Musizierenden erheblich stören würde.
Diese Nachricht wurde doppelt projiziert, einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch. Und dieser Bitte sind erstaunlich viele Gäste nachgekommen. Generell gleicht es einer enormen Erleichterung, wenn bei Konzertveranstaltungen aktiv betont wird, die Handys während der Spielzeit nicht zu benutzen. Das ist eine Angelegenheit des Respektes der Kunst und ihrer ausführenden Menschen gegenüber und ein negativer moderner Trend, der hoffentlich eines Tages ein jähes Ende finden wird. Placebo live gibt es auf jeden Fall vornehmlich ohne Handys – und das ist toll.
Eine Tatsache ist gewiss: Placebo performen emotionale und verletzliche Musik, welche authentischer nicht sein könnte. Allein die oben genannte Botschaft vor Beginn ihrer Performance spricht Bände. Und sobald Placebo live die Bühne betreten, wird dieser Fakt noch deutlicher. Fast schon eingeschüchtert wirkt Brian Molko als Frontmann, während sein Partner Stefan Olsdal die Aufgabe des Entertainers übernimmt. Den Blick fast permanent gen Boden gesenkt, um keinen Blickkontakt zum Publikum aufzunehmen, spielt der exzentrische Molko fokussiert sein Set durch. Aber: ohne dabei an Leidenschaft einzubüßen.
Ebenfalls auffallend ist das völlige Auslassen von sämtlichen Ansprachen, wie es sonst bei Konzerten üblich ist. Was aber natürlich dabei helfen kann, eine tiefer gehende Immersion zu kreieren. Die Musik ist sozusagen alles, was zählt. Mit über 30 Jahren Bühnenerfahrung sollte der Status allein ausreichen. Rohe Emotionalität ohne Geplänkel wird für ungefähr 100 Minuten dem Publikum entgegengeschleudert. Weiter akzentuiert wird das durch Placebo´s typisch sphärische Schwere.
Für das Live-Setting übernehmen Molko und Olsdal den Vordergrund, während die Session-Musiker*innen visuell in den Hintergrund gedrängt werden. Solch eine Konstellation ist üblich bei Projekten, die in ihrer Essenz lediglich aus einer oder maximal zwei Personen bestehen. Fokus des Abends war klar die neue Scheibe, von der ganze elf Songs live performt wurden. Erst zum Ende des Sets wurden Klassiker wie „Song To Say Goodbye“ und „The Bitter End“ angestimmt. Wobei Evergreens wie „Every You Every Me“ schmerzlich ausgelassen wurden.
Dennoch stellt das Konzert einen Triumph für die Musikwelt dar. Alleine dadurch, dass große, bewährte Acts sich klar gegen den heutigen Handytrend aussprechen. Als Zugabe gab es unter anderem noch Coverversionen von „Shout“ von Tears For Fears und als Abschluss Kate Bush´s „Running Up That Hill“. Letzterer erfreut sich anno 2022 einer wiedererstarkten Wertschätzung, insbesondere durch seine integrale Rolle in der vierten Staffel von Stranger Things. Abschließend lässt sich festhalten, dass Placebo nach wie vor eine Kraft ist, mit der in der Musikwelt gerechnet werden sollte. Mit ihrer überragenden Vorband DEADLETTER bewiesen sie ebenfalls ein gutes Gespür bei der Suche nach Nachwuchstalent zu besitzen. Beide Daumen nach oben hierfür!
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Ursprünglich veröffentlicht am 6. Dezember 2022 aktualisiert am 8. März 2023