Kalandra – mystische Klänge aus dem hohen Norden
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Lass’ uns ehrlich sein: “Nach” der Corona Pandemie sind wir alle etwas eingerostet. Dieser Artikel ist für dich, wenn du ein paar neue Tricks und Kniffe lernen möchtest, die dir dabei helfen, dich professionell auf dein nächstes Live-Konzert oder deinen nächsten Live-Gig vorzubereiten. Wer sehr gut vorbereitet ist und weiß, dass alles glatt laufen wird, spielt nicht nur einen fehlerfreien Auftritt, sondern kann ihn auch viel mehr genießen.
Weißt du, welches Tempo deine (oder eure) Songs haben? Ich spreche hier nicht vom Bauchgefühl, sondern von Beats Per Minute. Da wir Musiker*innen in einer aufregenden Situation dazu neigen, unsere Songs schneller zu spielen als üblich, ist es besonders wichtig, die Stücke in dem exakten Tempo zu üben in dem sie geschrieben wurden. Wenn du schon einmal eine Aufnahme in einem Studio gemacht hast, wirst du die Frage: “Wie viele bpm hat der Song?” von deinem Produzenten oder deiner Produzentin kennen. Falls die Songs noch nie aufgenommen wurden und auch noch kein “offizielles” Tempo haben, solltest du während der Probe eine exakte bpm Zahl festlegen und den jeweiligen Song mit einem Metronom üben. So trainierst du dich darauf, immer das perfekte Tempo zu treffen. Falls du in einer Band spielst, bietet es sich an, dem Schlagzeuger einen Kopfhörer mit einem darauf abgespielten Metronom aufzusetzen.
Die Tempi der Songs schreibst du am besten mit auf die sogenannte Setlist. Das ist ein Zettel mit der Reihenfolge aller Songs, die ihr auf dem Live-Konzert spielen werdet. Neben den Tempo-Informationen kannst du dir dort auch weitere Markierungen machen, wenn es dir hilft. Beispielsweise, bei welchem Song du einen Auftakt oder ein Intro spielst. Ich als Schlagzeuger schreibe mir gerne Hinweise auf, die mich daran erinnern, wie ein Song anfängt, wenn ich die Setlist noch nicht so gut kenne. Gitarrist*innen könnten sich beispielsweise aufschreiben, wann sie die Gitarre umstimmen oder wechseln müssen. Sänger*innen könnten sich Notizen machen, wann sie was sagen, wo sie die Band vorstellen oder Textzeilen drauf schreiben, bei denen sie noch ein wenig unsicher sind.
Sobald alle Songs des Live-Sets einigermaßen sitzen, macht es Sinn, ausschließlich das Set als Ganzes zu proben. So lernt man die Show und deren Ablauf am besten. Nicht vergessen: Auch Übergänge zwischen Songs müssen geprobt werden, um die Spannung bei einem Live-Konzert zu halten. Das Publikum möchte ein Gesamtkunstwerk sehen, nicht 12 einzelne Songs mit zwei Minuten Stille dazwischen, weil jeder erst mal nachdenken muss, ob er für den nächsten Song seine Gitarre wieder auf “drop d” stimmen muss. So etwas sollten die Zuschauer*innen im Idealfall gar nicht mitbekommen.
Apropos reibungsloser Übergang – Songs im selben Tempo oder in derselben Tonart können super nacheinander gespielt werden. Nicht alle –logischerweise – aber manchmal ermöglicht dies direkte Übergänge von Song zu Song ohne Pause. Das kann ein sehr cooler Effekt sein, pass allerdings auf, in der Setlist einem gewissen Spannungsbogen zu folgen. Vier Songs hintereinander, die sich in dem Tempo und der Tonart sehr ähneln, können schnell langweilig werden. Also wähle die Songreihenfolge und die Übergänge von Song zu Song mit Bedacht.
“Hast du auch an Sonnencreme gedacht, mein Schatz? Ich habe sie doch extra auf deine Packliste geschrieben, die hast du dir bestimmt mal wieder gar nicht angeschaut, oder?”
Was wir von Mamas und Familienurlauben (mit echt miesen Sonnenbränden) lernen können ist: Packlisten sind echt spießig, aber leider verdammt hilfreich. Je größer der Auftritt wird, desto wichtiger wird die Packliste. Dem Bassisten meiner ehemaligen Band ist mal beim Soundcheck aufgefallen, dass er seinen Bass vergessen hat. Das ist leider kein Witz. Sei nicht wie er, erspare dir jahrelange Witze auf deine Kosten und schreibe vorher einmal alles auf, was du für den Auftritt brauchst. Besonders Keyboarder*innen und Gitarristen*innen mit großen Pedalboards können schnell mal ein bestimmtes Netzteil oder ein spezielles Kabel vergessen. Oder, der Klassiker: “Wer hat eigentlich den Merch-Koffer mitgenommen?”
Was vor allem auf diese Liste gehört, sind Dinge, die kaputt gehen oder verschleißen können. Dazu gehören auch Basssaiten – selbst wenn dir noch nie eine gerissen ist, weil Basssaiten "fast" nie reißen. Aber wenn sie mitten in einem Punkrock-Set dann überraschenderweise doch reißen und du das Live-Konzert unterbrechen musst, um dir von einer anderen Band einen Bass auszuleihen (weil du weder Ersatzsaiten noch einen Ersatzbass dabei hast) ist das ganz schön peinlich. An dieser ebenfalls wahren Geschichte gibt es leider einen noch unangenehmeren Haken: Meine Band hatte damals extra einen Filmer gebucht, da wir das Live Konzert uncut auf YouTube stellen wollten. Gesehen hat es (mit Ausnahme meiner Festplatte) bis heute keiner. Diese 500 Euro Lehrgeld hätten wir uns sparen können, wenn wir besser vorbereitet gewesen wären.
Es ist übrigens immer die eleganteste Lösung, ein Ersatzinstrument griffbereit auf der Bühne zu haben. Wenn du zwei Gitarren oder Bässe hast, nimm sie am besten beide mit. Profis benutzen auch für jedes unterschiedliche Tuning einzelne Instrumente. Das ist natürlich purer Luxus, ermöglicht aber den reibungslosesten Ablauf der Show.
Wenn du also alle Verschleißteile und “Sollbruchstellen” deines Equipments identifiziert und aufgeschrieben und ausreichend Ersatzmaterial dabeihast, ist es Zeit, dein Equipment vorzubereiten. Am schönsten ist es, wenn alle Instrumente und das nötige Zubehör vor einer Show geputzt und überprüft werden. Jede Gitarre bekommt neue Saiten, Kabel werden gecheckt und es werden zwei neue paar Drumsticks gekauft. Alles, was Batterien braucht, bekommt neue Batterien spendiert und aufladbare Geräte werden aufgeladen. Kabel, Batterien und Akkus sind übrigens auch Klassiker, bei denen Backups vergessen werden.
Idealerweise hast du außerdem Cases für dein Equipment, in denen du alles verstauen kannst, was du brauchst. Außerdem sollten alle deine Sachen mit deinem Namen oder dem Bandnamen markiert sein. Unbeschriftete Kabel, Stecker und lose Adapter werden besonders auf Bandcontest-Bühnen schneller geklaut, als du “Zehn Minuten Umbaupause” sagen kannst.
Ein weiteres Thema, was leider oft unbewusst vernachlässigt wird, ist das Aufbauen und Abbauen. Das sollte man nämlich auch üben. Das kommt dir vielleicht noch etwas komisch vor, aber ich möchte dich einmal dazu ermutigen, dir den Aufbau (und den Soundcheck) von professionellen Bands anzuschauen, wenn du dazu die Möglichkeit hast. Bei Berufsmusiker*innen machen das oft Roadies, aber besonders die lassen sich sehr gut beobachten. Dir wird schnell auffallen, dass jeder Handgriff sitzt. Niemand muss mehr nachdenken, wo was hingehört, jeder Fehler im System wird blitzschnell gefunden und beseitigt. Das benötigt viel Übung, Verständnis des Equipments und auch Vorbereitung.
Idealerweise ist das Equipment schon fertig vorbereitet und richtig eingestellt. Alles, was man bereits vorbereiten kann, sollte vorbereitet werden, damit auf der Bühne möglichst wenig erledigt werden muss. Je weniger Kabel gesteckt werden müssen, desto besser. Außerdem bieten Cases oft die Möglichkeit, innen alles fest zu installieren. So muss man nur noch den Deckel von Amps und Pedalboards oder Keyboards öffnen, einige wenige Kabel anschließen und alles ist fertig für den Auftritt.
Die Frage “Wo stehe ich?” darf sich eigentlich niemand stellen. Auch “Wo soll ich das hinstellen?” oder "Was soll ich dir als Nächstes bringen?” sind im Idealfall schon geklärt. Bei einer klassischen Rockband sind meine Erfahrungen aus der Vergangenheit die folgenden:
Erst wenn das jeweilige Equipment aufgebaut ist, wird es mikrofoniert.
Nun steht deinem nächsten Live-Konzert nichts mehr im Wege. Kribbelt es dir auch schon in den Fingern? Falls du dich noch besser vorbereiten möchtest, kann ich dir diesen Blogbeitrag von meinem Kollegen Philipp empfehlen. Er enthält noch zusätzliche Tipps zum Optimieren von Bandproben. Falls du gerne auftreten möchtest, aber gar keine Band hast, oder euch noch Musiker*innen zu eurem Glück fehlen, dann schau’ doch mal in der mukken Musikersuche vorbei. Hier findest du gleichgesinnte Musiker*innen, mit denen du neue spannende Projekte starten kannst.
Ursprünglich veröffentlicht am 27. September 2022 aktualisiert am 9. März 2023
Fokusthema: Belting – eine Gesangstechnik mit zwei Medaillen-Seiten