Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse
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Layering beschreibt das Kombinieren mehrerer Sounds zu einem als zusammengehörig wahrgenommenen Klang. In den allermeisten Fällen spielen die zusammengehörigen Instrumente exakt dasselbe oder sich ergänzende Harmonien. Wichtig ist hierbei, dass sie rhythmisch und harmonisch als eine Einheit wirken. Zwei unterschiedliche Gitarrenmelodien, die sich abwechseln, sind kein Sound Layering. Zwei unterschiedliche Gitarrenspuren, die anders klingen, aber dasselbe spielen schon. Hörer*innen können dieses Element im fertigen Song nämlich nicht mehr als zwei unterschiedliche Instrumente wahrnehmen. Und genau darum geht es. Dieser Effekt bringt uns Produzent*innen einen unglaublichen Mehrwert. Es gibt zwei einfache Gründe, warum man Layering einsetzt:
“Viel hilft viel”, hat Papa immer gesagt. Aber kann man Heimwerker-Pfusch-Weisheiten auch auf die Arbeit im Studio übertragen? Jein. Layering kann dir beim Kreieren von besonderen Sounds deutlich helfen. Und es kann deinen Synths endlich die Power verleihen, die du bei deinen Lieblings-Produzent*innen immer beneidet hast. Aber Achtung, es kann auch schnell zu Problemen führen. Wie du verhinderst, dass dein Mix auf einmal nur noch matschig klingt – das passiert nämlich ziemlich schnell, wenn man nicht aufpasst – erzähle ich dir in diesem Artikel.
Lass uns zuerst einen Blick auf ein Orchester werfen. “Was haben Orchester mit fetten EDM-Synths zu tun?”, wirst du dich vermutlich fragen. Die Antwort: Eine ganze Menge, möchte ich meinen! Denn Orchester sind quasi die Urväter des Layering. Wenn du schon mal ein professionelles Orchester live erlebt hast, muss ich dir nicht erzählen, wie unglaublich mächtig und druckvoll das klingen kann. Und wenn wir verstehen warum das so ist, können wir es auf unsere eigenen Produktionen übertragen – um sie auch mächtig und druckvoll, aber trotzdem klar klingen zu lassen. Ein Orchester klingt so eindrucksvoll, weil es aus vielen Musiker*innen besteht. Gemeinsam kommen diese offensichtlich auf eine beachtliche Lautstärke. Aber jetzt kommt der Knackpunkt:
Die Instrumente eines Orchesters haben unterschiedliche individuelle Frequenzgänge.
Einfach formuliert: Geige, Bratsche und Bass klingen sehr unterschiedlich und sind so gebaut, dass sie sich klanglich ergänzen. Bei Instrumenten funktioniert das natürlich rein Bauart-bedingt. Ein Bass hat logischerweise einen größeren Resonanzkörper und klingt viel tiefer als eine Geige. Beide Instrumente machen einzeln nur halb soviel Spaß wie zusammen. Das ist das Grundprinzip des Layering.
In der modernen Musikproduktion bauen wir natürlich keine Instrumente händisch selbst – das erledigen wir auf unseren Bildschirmen. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, was sich schon seit Hunderten Jahren in der Musikwelt bewährt hat.
Was wir aus diesem kleinen Geschichts-Exkurs für unsere EDM-Sounds lernen können, ist:
Die Klänge, die addiert werden, sollten unterschiedlich klingen und sich in ihrem Klangbild gegenseitig ergänzen. Sind sie sich zu ähnlich, wird es schnell „Muddy“. Sind sie sehr unterschiedlich, füllen sie unterschiedliche Teile des Frequenzspektrums aus und erzeugen einen definierten Klang.
Das ist wirklich wichtig! Je mehr Instrumente sich im selben Frequenzbereich befinden, desto undefinierter wird das Klangbild. Das kann man auch bewusst herbeiführen, man sollte damit aber vorsichtig sein. Natürlich klingen zwei Synthesizer fetter als einer. Aber zehn Synthesizer klingen einfach nur noch undefiniert. Es ist also ein sehr feiner Grad, auf dem wir uns bewegen. Das Ziel sollte sein: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Kurz vorweg: Damit du nicht nur lesen, sondern auch hören kannst, was ich dir erkläre, habe ich ein paar Hörbeispiele aus einem alten unveröffentlichten Song von mir exportiert und auf Soundcloud hochgeladen. Das Genre ist FutureBass/Trap.
Der Sound, um den es geht, ist eine Art Supersaw. Ich betrachte diese Art von Sounds zusammen mit dem dazugehörigen Bass immer als eine Einheit, wenn sie sich Modulationen durch einen LFO oder Sidechain-Compression teilen. Auf einzelnes Processing einzugehen, lohnt sich meiner Ansicht nach nicht, da jeder Sound andere Einstellungen benötigt und man daraus kaum etwas für eigene Produktionen ableiten kann. Viel wichtiger ist es, sich den Sinn und Zweck eines Layers schon bei der Erstellung zu überlegen. Und vor allem – wie bereits erklärt – besonders die Frequenzverteilung im Auge zu behalten:
Der Bass hat natürlich seinen Haupt-Frequenzanteil im Bassbereich. Dafür ist er da. Für ein wenig Textur im Gesamt-Sound hat er auch einen modulierten Klang-Anteil in den Mitten und Höhen bekommen. Diesen kann man im ganzen Song allerdings nur mit geschulten Ohren heraushören. Der Zweck dieser Spur ist eindeutig, uns ein dickes Bass-Fundament zu liefern.
Der Supersaw-Layer hat den „linearsten“ Frequenzgang der drei Spuren. Wie du erkennen kannst, hat er keinen Bass-Anteil. Natürlich nicht, denn dafür haben wir den Bass. Deshalb habe ich bei diesem Layer den Bassbereich mit einem Lowcut-Filter “entfernt”. Erinnere dich an das Orchester: Wenn wir schon ein Instrument für den Bassbereich haben, brauchen wir nicht noch eines dafür, sondern eines, was den Mitten- und Höhen-Bereich breit abdeckt.
Weil ich in der Namensgebung von Sounds nicht sonderlich kreativ bin, habe ich diesen Sound nach seinem Zweck benannt. Wie du auf dem Analyzer sehen kannst, besteht dieser Klang hauptsächlich aus Mitten (durch angewendete High-Cut und Low-Cut Filter natürlich). Er ist dazu da, dem ganzen Sound einen besonderen Charakter und eine gewisse Energie zu geben. Das menschliche Ohr ist gegenüber Mitten besonders empfindlich, da sich dort auch der Haupt-Frequenzanteil unserer Stimme befindet. Die Evolution hat natürlich dafür gesorgt, dass wir uns gegenseitig gut verstehen können. Deshalb empfinden wir sehr Mitten-lastige Klänge als lauter im Verhältnis zu anderen Klängen, auch wenn sie es vielleicht gar nicht sind. Und da ich will, dass unser gesamter Layering-Sound laut und mächtig klingt, bekommt er mit diesem Layer von mir noch ein paar zusätzliche Mitten verpasst.
Wie du siehst, haben diese drei Sound-Layer sehr unterschiedliche Klang-Charakteristika. So ergänzen sie sich gut und werden nicht zu einem einzigen Soundbrei. Wenn du dir einmal die Beispiele anhörst, wirst du auch deutlich hören können, wie unterschiedlich sie klingen. Und wie sie sich zusammenfügen. Das hier ist nämlich der Export mit allen Layers zusammen:
Wenn du dich jetzt fragst, wie der Beispiel-Synth dieses Artikels in einem fertigen Track klingt, würde ich sagen, klick doch einfach mal hier drauf:
Übrigens: Kleiner Funfact am Rande: Der Lead-Sound im Drop besteht aus ganzen acht Layern.
Ich denke, du wirst ab jetzt beim Sound Layering mehr auf deinen Analyzer schauen, oder? Auf jeden Fall solltest du das tun. Schaue, welche Frequenzbereiche bei einem Sound besonders hervorstechen und senke sie mit einem EQ bei den anderen ab. Probiere dich aus. Suche dir einen perkussiven Sound aus und layere ihn mit weniger perkussiven Sounds. Sound Layering hat auch immer viel mit Experimentieren zu tun. Schrecke nicht vor Low-Cut und High-Cut Filtern zurück, um deine Layer in die Schranken zu weisen. Und denke immer daran: Sie müssen alleine nicht gut klingen. Nur zusammen.
Übrigens: Das Gelernte gilt nicht nur für den Frequenzgang. Man kann es auch auf das Stereobild anwenden! Ist ein Sound sehr mittig und fast Mono, layere ihn einmal mit einem sehr breiten Sound. Gegensätze ergänzen sich beim Layering besonders gut. Viel Spaß beim Experimentieren!
Es freut mich sehr, wenn ich dir mit diesem Artikel ein wenig den Produktions-Horizont erweitern konnte und du diese Tricks bei deiner nächsten Produktion anwenden kannst. Es würde mich auch riesig freuen zu hören, zu was ich dich inspiriert habe. Schick mir doch ganz einfach und unkompliziert eine Nachricht. Du findest mich natürlich hier auf mukken. Über die Musikersuche findest du natürlich auch andere Produzent*innen, mit denen du dich über coole neue Techniken austauschen kannst oder auch Sänger*innen und Songwriter*innen, mit denen du an deinen nächsten Tracks arbeiten kannst. Hier geht es außerdem zu weiteren interessanten Artikeln zu Musikproduktion wie zum Beispiel zum richtigen Export fürs externe Mixing.
Ursprünglich veröffentlicht am 1. Januar 2022 aktualisiert am 24. März 2023
Fokusthema: Ableton Live: Warum benutzen so viele EDM-Produzent*innen diese DAW?