Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse
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Horrorfilme und Heavy Metal passen derartig gut zusammen, so dass es sicherlich kein Zufall ist, dass in der Historie von Film und Musik schon des Öfteren solche Paarungen zustande kamen. Zum Beispiel der neuseeländische Horror-Comedy Hit „Deathgasm“, in dem eine aufstrebende junge Metalband versehentlich einen Fluch loslöst, welcher deren gesamte Heimatstadt zu einem Mekka für Dämonen und andere garstige Biester macht und potenziell das Ende der Welt einleitet.
Diesen und andere vergangene Streifen scheint sich Dave Grohl, seines Zeichens Mastermind hinter den Foo Fighters und ehemaliger Schlagzeuger von Nirvana, einverleibt zu haben, denn irgendwas muss ihn inspiriert haben, sich eine komplette B-Movie Geschichte auszudenken, diese dann mithilfe seiner Band filmisch umzusetzen und als Sahnehäubchen obendrauf noch ein komplettes Heavy Metal in Anlehnung zum Film zu komponieren und aufzunehmen. Dieses Album tauft sich „Dream Widow“, welches auf die fiktive 90er Band innerhalb des Films Bezug nimmt und ein gnadenloses Gemisch aus Speed, Thrash und Doom Metal darstellt.
Dream Widow markiert nicht das einzige Heavy Metal -Projekt, in welches Dave Grohl seine Fertigkeiten bereits hineinsteckte: 2004 erschien das gleichnamige Album „Probot“, auf dem Dave Grohl seine Liebe zum Heavy Metal und einigen Ablegern dessen, wie beispielsweise Speed und Groove Metal, offen trug und die gesamte Instrumentalisierung übernahm, wenngleich er für jeden einzelnen Track sich einen anderen Gastsänger an Bord geholt hat.
Für diese Besetzung greift Dave Grohl tief in die Trickkiste und querbeet durch die Annalen der Metalgeschichte: Cronos und Max Cavalera der beiden legendären Pionierbands Venom und Sepultura, Scott „Wino“ Weinrich von Saint Vitus und Tom G. Warrior der Schweizer Kultformation Celtic Frost gehören ebenso zum Ensemble wie niemand geringeres als der unnachahmliche Ian „Lemmy“ Kilmister der sagenumwobenden Motörhead , fleischgewordene Ikone des Rock´n´Roll Lebensstils, sind nur ein paar Namen auf der 11 Songs umspannenden Liste namhafter Gastauftritte. Um die bluttriefende Atmosphäre des Films angebracht einzufangen, nimmt Dave Grohl auf musikalischer Ebene keine Gefangene und serviert einen spaßigen Cocktail der härteren Gangart, wie es aus seiner Feder stammend noch nie zuvor zu hören war.
Zurück zum Film, in dem die Musik der Foo Fighters das personifizierte Böse auf die Erde bringt. Die Foo Fighters wollen für ihr zehntes Studioalbum etwas ganz Besonderes erschaffen und kriegen von ihrer Plattenfirma die Gelegenheit, in einem angeblich von Geistern heimgesuchten Anwesen in Encino, Kalifornien ebenjenes aufzunehmen. Komplett selbstironisch geben sich die Foo Fighters in diesem auf Comedy gerichteten Streifen und mimen überzogene Versionen ihrer selbst.
Die Idee zu dem Film kursierte schon länger im Unterbewusstsein des charismatischen Foo Fighters Frontmannes, da er eine Schwäche für Heavy Metal und übertriebene Horrorfilme hat. Zuallererst sollte es nur ein witziges Musikvideo werden, doch aus der anfänglichen Klamauknummer wurde ein offizieller Hollywoodfilm, dessen Charme ungemein in die Höhe schnellt durch die steifen Darsteller der Band, da sie allesamt keinerlei Schauspielerfahrung mitbringen und die blutigen Streifen von einst nie mit glaubwürdigen schauspielerischen Leistungen ausgestattet waren. Die Aufnahmen beginnen, doch finden Dave Grohl und Co. ein verwunschenes Buch, welches in Windeseile den Kopf der Band in einen blutdurstigen Ghul verwandelt, der nach den Leben seiner Bandmitglieder trachtet.
Das unnachgiebige Böse entledigt sich der Musiker auf kreative und allen voran spaßige Weise, welche der expliziten Gewalt die Schärfe nimmt und sich zu keiner Zeit ernst nimmt. Alle Bandmitglieder, von Pat Smear zu dem leider kürzlich verstorbenen Taylor Hawkins sind mit einer spürbaren Freude an dem immer weiter eskalierenden Chaos beteiligt und machen sich konstant über sich selbst lustig. Die Tragik von dahinschwindendem Glanz etablierter Gruppen über den Lauf ihrer Karriere wird mit einem Augenzwinkern behandelt, sowie Mythen über paranormale Ereignisse der Rockgeschichte, da die Villa im Film eine klare Parallele zu Orten wie dem Boleskin House, welches von Aleister Crowley, dem berüchtigten englischen Okkultisten, bewohnt und in dem Led Zeppelin bei Aufnahmen angeblich von negativen Präsenzen heimgesucht wurden. Auch die Red Hot Chili Peppers berichteten von unheimlichen Phänomenen während der Studiozeit bei Rick Rubins Sessions in dessen Heim für „Blood Sugar Sex Magik“, bei denen Chad Smith es Berichten der Band zufolge keine einzige Nacht dort aushalten konnte.
Insbesondere der Mythos, dass der Rock´n´Roll im Endeffekt die Musik des Teufels sei, macht sich der Film zu Nutzen und spielt wie die bereits erwähnten Filme mit dieser Idee, was bei der Klimax des Films eine fundamentale Rolle spielt. Die fiktive Gruppe Dream Widow stellt sich im Film als eine der Bands heraus, die vor den Foo Fighters den Mächten der Finsternis innerhalb der Encino Villa zum Opfer fielen. Durch die Ereignisse des Films, welche jeder für sich selbst sehen sollte, treten sie wieder auf die Bildfläche und der Kampf um die Seele der Foo Fighters geht in die entscheidende Runde, welches unwiderruflich mit dem musikalischen Schaffen von Dream Widow zusammenhängt, denn der Film ist zentriert um einen besonderen Song, an denen beide Bands verzweifeln und welcher das Motiv des Wahnsinns diktiert. Glücklicherweise ist er in all seiner gewalttätigen Glorie auf Platte gebannt wurden und erscheint als fulminanter Finisher auf Dream Widow´s erstem und einzigem Album.
Das selbstbetitelte Album glänzt mit einem unheilvollen Cover – Artwork, dass eine blutbespritzte Filmrolle abbildet, wovor ein scharlachrotes Hexagramm prangt. Das Hexagramm ist ein weiterer Verweis auf das Wirken von Aleister Crowley, da es in genau dieser Iteration für seinen berüchtigten Thelema Orden genutzt wurde und auch im Film eine signifikante Rolle einnimmt. Direkt zu Beginn werden keine Gefangenen gemacht und Encino röhrt aus den Boxen als gemeingefährlicher Hybrid aus Thrash und Groove Metal und knüppelt innerhalb einer minimalen Laufzeit von unter 2 Minuten. Dave Grohl traut sich für dieses Projekt selbst ans Mikrofon und steuert solide Shouts dem infernalen Treiben bei, wobei seine markante Stimme identifizierbar ist. Der darauffolgende Track "Cold" könnte auch ein geheimer Foo Fighters Song sein, wenn da nicht die Verzerrung und Grohls Growls wären. Die Rocksensibilität ist nicht von der Hand zu weisen, was insbesondere im catchy melodischen Refrain zur Geltung kommt.
Auf "March Of The Insane" steht der Thrash Metal Aspekt im Vordergrund, was ihn zu einem definitiven Headbanger macht. "The Sweet Abyss" lässt sich vom Groove Metal diktieren und "Angels With Severed Wing"s reiht sich bei "Cold" ein als weiterer versteckter Foo Fighters Track mit Metal Anstrich. "Come All Ye Unfaithful" eröffnet mit einem orientalisch klingendem Gitarrenlauf und entwickelt sich zu einem wehmütigen Sludgefest. Darauf folgt "Becoming", welches durch eine bedrückende Atmosphäre besticht und auf ein schleppendes Tempo á la Doom Metal setzt. Innerhalb des Songs kommen Passagen, die an die kanadische Progressive Metal Legenden Voivod erinnern, und dies ist nicht verwunderlich, da Dave Grohl bekennender Fan ist und das Albumcover von Probot eine klare Referenz an die Science-Fiction inspirierten Cover von "Voivod" darstellt. Als triumphaler Abschluss folgt "Lacrimus Die Ebrius", ein über 10 Minuten langer Behemoth, der sämtliche Bereiche des extremen Metals nahtlos aneinanderreiht und dessen Komplettierung einen integralen Bestandteil des Films ausmacht.
Mit Studio 666 haben sich die Foo Fighters ein augenzwinkerndes Filmdenkmal gesetzt und Dave Grohl zeigt so deutlich wie noch nie zuvor seine Liebe zu den härteren Tönen. Die 108 Minuten Filmlänge vergehen in Handumdrehen und die Band ist sich für keinen noch so üblen Gag zu schade. Bei den Gewaltszenen setzen die Filmemacher auf praktische Effekte der alten Schule, und die Blutfontänen und abgetrennten Gliedermaßen attackieren die Netzhaut. All das Gemetzel wird begleitet von einem Killer – Soundtrack, wofür Dave Grohl eigenhändig sein zweites Metalalbum komponierte und arrangierte, und dieses Mal anstelle von eingesessenen Frontmännern selbst Gift und Galle spuckt und nebenbei Dämonen beschwört. Ein Fest für alle Foo Fighters, Heavy Metal und Horrorfans weltweit!
Lust auf noch mehr Mordsspaß, jedoch ohne exzessives Blutvergießen? Dann schaut gerne weiter auf unseren Blog, der von weiteren Features über Filme oder Dokumentationen wie etwa die GG Allin Doku bevölkert wird und noch weitaus mehr bietet! Interesse an Techniken, Programmen und/oder Instrumenten? All das wird hier mit Wissen und Verständnis vermittelt und die Reise geht immer weiter, denn es wird weiterhin an neuen Themen und Kategorien gearbeitet, die das Musikerherz bis in die letzte Kammer begeistert. Weil Musik zusammenbringt.
Ursprünglich veröffentlicht am 14. Juni 2022 aktualisiert am 13. Juni 2022
Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit