Pedal DIY: Ist Gitarrenpedale selber bauen etwas für Anfänger?
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Wer Musik liebt, liebt auch guten Klang. Und wir Musikproduzent*innen sind in dieser Hinsicht natürlich besonders sensibel. Das fängt schon bei der Wahl der Studio Lautsprecher an und hört bei der Wahl der perfekten neuen Gitarre auf. Natürlich darf es nicht irgendetwas sein. Schließlich verbringen wir Stunde um Stunde damit, den perfekten Gitarrensound zu basteln oder diese eine Snare genau so abzumischen, wie wir sie uns vorstellen. Und dann machen wir den bekannten und gefürchteten Auto-Test, verbinden unser Smartphone mit der Anlage, drehen sie auf und… irgendwie klingt der Mix ganz anders als im Studio. Die Gitarre klingt kratzig und gar nicht so warm, wie wir eigentlich dachten. Die Snare hat keinen Punch und klingt eher wie ein Blechnapf. Das kann ganz schön frustrierend sein. Kommt dir das bekannt vor?
Dann habe ich eine gute Nachricht für dich: Das Problem ist ziemlich eindeutig deine Abhörsituation. Denn wenn der Mix im Studio gut klingt, aber nirgendwo sonst gibt es Probleme mit dem Frequenzgang deiner Studio Lautsprecher und deines Raumes. Wenn du beispielsweise immer zu wenig Bass in deinem Studio hast, dann mischst du dementsprechend mehr Bass hinzu. Das wiederum sorgt dafür, dass dein Mix überall außerhalb deines Studios dröhnt. Weil er viel zu viel Bass hat, den du in deinem Studio aber brauchst, um den schlechten Klang der Lautsprecher auszugleichen.
Damit du in Zukunft besser mischen kannst und deine Musik überall so gut klingt wie in deinem Studio, zeige ich dir einmal die größten Fehler, die man im Bezug auf seine Studio Lautsprecher machen kann. Und natürlich, wie du sie vermeidest.
Das ist die wichtigste aller Regeln. Trotzdem sehe ich regelmäßig junge Produzent*innen (und ironischerweise einige Hobby-Hifi Enthusiast*innen, die viel zu viel Geld für Lautsprecher ausgeben), die sie noch nicht kennen oder berücksichtigen. So wie eine Brille vor beide Augen gehört, damit wir vernünftig sehen können, gehören Studio Lautsprecher “vor” beide Ohren, damit wir vernünftig hören können. Das mag banal klingen, die Details sind allerdings besonders wichtig. Der Abstand der Boxen zu den Ohren muss identisch sein. Idealerweise bis auf den Zentimeter genau. Sonst haben wir einen sogenannten Laufzeitunterschied des Schalls und das Stereobild kippt in eine Richtung.
Das machen tatsächlich die meisten intuitiv richtig. Was aber oft vergessen wird, ist die Neigung der Lautsprecher. Die Lautsprecher müssen auf die Ohren zeigen. Viele stellen sie parallel zum Bildschirm oder Fernseher auf. Weil’s gut aussieht. Aber leider verändern wir damit bereits drastisch den Frequenzgang der Lautsprecher, da wir den Abstrahlwinkel der Boxen zu unseren Ohren verändern. Ein paar Grad Neigungswinkel haben hierbei bereits starke Auswirkungen. Wir haben zum Beispiel sofort kein klar definiertes Stereobild mehr. Einfach gesagt: Deine Boxen funktionieren nicht so wie sie gedacht sind, wenn sie nicht auf die Ohren zeigen. So wie eine Brille nicht funktioniert, wenn du sie schief auf hast. Da passiert schon irgendwas – aber scharf sieht man so sicher nicht.
Deshalb stellt man Studio Lautsprecher (und im Idealfall auch alle anderen Lautsprecher) in einem gleichschenkligen Dreieck zur Hörposition zeigend auf. Das garantiert einerseits, dass wir keine Laufzeitunterschiede des Schalls haben und andererseits, dass die Boxen genau auf unsere Ohren zeigen und wir ein klar definiertes Stereobild bei einem linearen Frequenzgang haben.
Alles was du brauchst, um deine Boxen richtig aufzustellen, ist ein Zollstock und ein bisschen Geduld. Wie der Name schon sagt, sind in einem gleichschenkligen Dreieck die Schenkel alle gleich lang. In meinem Studio sind das 130 cm, wie auf dieser Grafik. Das richtet sich etwas nach der Größe der Lautsprecher und nach der Größe des Raumes – ist also keine Einheitsgröße. Damit kannst und solltest du experimentieren, Hauptsache die Abstände bleiben relativ gesehen identisch. Je genauer du hierbei misst, desto besser wird das Endergebnis.
Kehren wir noch einmal kurz zurück zum Thema Abstrahlwinkel. Der gilt natürlich nicht nur für die Neigung der Studio Lautsprecher, sondern auch für die Höhe. Studio Lautsprecher sollten aus mehreren Gründen niemals auf einem Tisch stehen. Was häufig verwendet wird, sind Kombi-Studiotische mit Keyboard-Auszug, bei denen die Lautsprecher viel zu hoch stehen. Wichtig ist nämlich, dass der Hochtöner der Boxen auf Ohrhöhe ist. Nur der Tieftöner (vorausgesetzt, du hast ein Zwei-Wege-Lautsprecher wie KRK Rokit Oder Yamaha HS) reicht leider nicht. Sollte das aus Platzgründen nicht möglich sein, kannst die deine Boxen nach unten anwinkeln, sodass sie auf deine Ohren strahlen. Idealerweise nutzt du separate Lautsprecher-Ständer, mit denen du nicht nur kinderleicht ein Stereodreieck abmessen kannst, sondern auch die Höhe verstellen kannst.
Symmetrie ist beim Klang von Lautsprechern enorm wichtig. Wir haben nun mal zwei identische Ohren und die sollen für ein gutes Klangerlebnis idealerweise auf dieselbe Art den Direktschall der Lautsprecher hören. Deshalb ist es wichtig, dass ein Studio symmetrisch ist. Das ist dir vielleicht schon einmal auf Bildern von größeren Studios aufgefallen. Der Schall wird von den Wänden reflektiert. Damit dies gleichmäßig und einigermaßen kontrollierbar passiert, brauchen wir eine Symmetrie im Raum, um gezielt akustische Maßnahmen durchführen zu können. Welche das sind, erkläre ich dir im nächsten Abschnitt.
Grundsätzlich solltest du bedenken, dass ein Raum längsseitig am besten klingt. Du solltest ihn also nicht in seiner Breite nutzen und hinter dir eine breite Wand haben, sondern Rechts und links die langen Wände haben. Das kommt daher, dass der Schall so über die Wände nach hinten reflektiert wird und wir keine Wand direkt hinter uns haben, die den Schall wieder direkt in unsere Ohren reflektiert. Bei einem länglichen Raum “wandert” der Schall quasi weg von uns, was gut ist, da wir so hauptsächlich den Direktschall aus den Lautsprechern hören und weniger Reflexionsschall der Wände, die das Klangbild verzerren.
Raumakustik ist ein extrem komplexes Thema. Aber keine Angst, die Grundlagen sind recht simpel. Um eine gute Abhörsituation zu “bauen”, solltest du dich mit den Basics vertraut machen, du musst aber nicht gleich ein Profi darin werden. Es lassen sich auch mit einfachen Mitteln relativ gute Ergebnisse erzielen. Es gibt ein relativ allgemeines Grundkonzept eines Hör-Raumes, was du so gut es geht übernehmen kannst. Grundsätzlich wollen wir nämlich nur den Schall hören, der auch aus unseren Lautsprechern kommt. Fast alles, was aus dem Raum an Schall reflektiert wird, soll nicht wieder in unsere Ohren gelangen, da es das Klangbild verfälscht. Dafür gibt es einige bestimmte Punkte im Raum, an denen du Schall-absorbierende Flächen haben solltest. Die sogenannten Punkte der ersten Reflexion. Du kannst entweder fertige Schallabsorber kaufen oder dir sehr günstig und einfach selber welche bauen. Dazu gibt es allerlei Informationen im Netz.
Wo die Punkte der ersten Reflexion sind und wie sie Schall in dein Ohr reflektieren, siehst du in Abbildung 1.
Im einfachsten Fall hast du ein paar Schallabsorber (grün) an den Stellen der ersten Reflexionen angebracht und schon ein einigermaßen brauchbares Ergebnis erzielt (das siehst du in Abbildung 2). Übrigens: Die Decke gehört natürlich auch dazu. Du solltest also auch einen Absorber über dir an der Abhörposition haben.
Die optimale Variante ist Abbildung 3. Sie beinhaltet zusätzliche Bassfallen in den Ecken und einen Diffusor an der Rückwand. Das ist allerdings schon ein sehr umfangreicher Bauaufwand. Bevor du sowas einfach aus dem Stegreif machst, solltest du dich noch etwas tiefer gehend in das Thema Raumakustik einlesen.
Also, fassen wir noch einmal zusammen, was du beachten solltest, um eine möglichst linear klingende Abhörsituation zu haben:
Und? Hast du eine Schwachstelle deines Studios finden können? Dann wünsche ich dir viel Spaß beim Optimieren. Und natürlich beim anschließenden Musik machen.
Ich habe zum Schluss noch einen Tipp für dich: Am besten lernt man voneinander, tauscht sich mit anderen Produzenten aus und gibt sich gegenseitig Feedback. Schau doch mal in der Musikersuche hier auf mukken vorbei, da findest du andere Musiker*innen und Produzent*innen, mit denen du über Studiotechnik fachsimpeln kannst.
Apropos fachsimpeln: Falls du weiterhin wissbegierig bist und noch mehr über die Welt der Musikproduktion lernen möchtest, findest du hier meinen Musikschul-Kurs zum Thema “Musikproduktion”. Und außerdem gibt’s natürlich noch viele andere Beiträge auf dem mukken Blog zum Thema Musikproduktion, wie zum Beispiel diesen hier zum Thema Sound Layering, in denen du eine Menge lernen kannst.
Ursprünglich veröffentlicht am 25. Januar 2022 aktualisiert am 7. März 2023
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