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Die tiefe Emotionalität des Blues gepaart mit den treibenden Rhythmen des Rock´n´Roll scheint wie füreinander geschaffen zu sein. Tatsächlich inkorporieren eine Menge namhafte Rockstars die stimmigen, pentatonischen Tonleitern, die zum akustischen Aushängeschild dieser Musikrichtung zählen, in ihre Musik oder widmen sich der bluesigen Trauer in Gänze, aber halt immer mit einem Touch Rock´n´Roll versehen. Led Zeppelin verstand es bereits in den 60er Jahren, das Fundament des Blues in der Musik beizubehalten, und der wohl bekannteste Vertreter des Blues-angehauchten Rocks ist die australische Band AC/DC, zu deren Ehren in ihrer Heimatstadt Melbourne eine ganze Straße gewidmet wurde.
Nicht zu vergessen und vor allem nicht zu verachten wären an dieser Stelle noch die epischen Bärte von ZZ Top, die schon unlängst Kultstatus eingenommen haben. Doch der Fokus verweilt nicht auf der alten Garde, welche den Blues seit nunmehr über einem halben Jahrhundert erneut salonfähig und populär machten. Stattdessen liegt er auf ein Duo aus Akron, Ohio, welches seit Anfang des neuen Jahrtausends dem Bluesrock huldigt, vor allem mit einem besonderen Augenmerk auf die rohe, ungebändigte Emotionalität der Songs der vergangenen Jahre, The Black Keys, bestehend aus Dan Auerbach und Patrick Carney.
Der Blues stand Pate und bildet die Basis für den Rock und all dessen unterschiedlichen artistischen Abzweigungen; zum Beispiel wird unter Musikerkreisen oftmals deklariert, dass man den Rock verstehen und fühlen muss, um die extremen Varianten wie Hardcore Punk und Heavy Metal überzeugend spielen zu können, dasselbe gilt unter diesen Bedingungen für die Konstellation Blues und Rock.
The Black Keys verstehen den Blues und scheinen ihn förmlich zu atmen, was durch deren mittlerweile 11 Alben umfassende Diskografie wie ein roter Faden zieht. Von den ultimativ rauen und Bare Bones Beginnen auf „The Big Come Down“ und den in einer Fabrik aufgenommenen „Rubber Soul“, dessen erstes Lied „When The Lights Go Out“ im Spielfilm „Black Snake Moan“ mit Samuel L. Jackson und Christina Ricci für größere Popularität sorgte, bis hin zu den von Danger Mouse produzierten Alben „Attack and Release“, welches einen noch größeren Schub ins Stardom bescherte, bis hin zum Grammy Gewinner „El Camino“. Die beiden Bluesrocker gehen mit einem Selbstverständnis mit den Sounds der Moderne, bleiben aber dennoch ihren Wurzeln treu, was sich insbesondere auf den letzten drei Langspielern der Band wieder deutlich herauskristallisierte.
Während „El Camino“ vor allem in Deutschland für einen großen kommerziellen Erfolg der Black Keys sorgen konnte, etablierte bereits der Vorgänger „Brothers“ ihren Star-Status innerhalb der eigenen Landesgrenzen. Lieder wie "Tighten Up" und "Howlin´ For You" sind mittlerweile nicht mehr aus dem Katalog von Auerbach und Carney wegzudenken. Auch das Bedürfnis nach psychedelischen Klängen wird auf dem Nachfolger von El Camino namens „Turn Blue“ zufriedengestellt, und so bieten The Black Keys einen organischen, harmonisierenden Mix aus vielen Einflüssen, welche hauptsächlich durch die Blues – und Rock Kernkomponenten artikuliert werden. Typisch für den Blues stellt auch die immer wieder erfolgende Nutzung des sogenannten Bottlenecks dar, was einen metallenen Aufsatz beschreibt, welchen man sich über einen Finger zieht und damit dann die Gitarrensaiten entlanggleitet, um einen besonders hohen, singenden Ton zu erzeugen. In den alten Tagen wurde ein Bottleneck wie der Name es verrät aus einem Flaschenhals hergestellt, heutzutage werden sie aus herkömmlichem Glas und Metall geformt.
Zusätzlich zu den Originalkompositionen haben Dan Auerbach und Patrick Carney auch zwei vollständige Langspieler herausgebracht, welche ungeniert ihren individuellen Einflüssen huldigen und durch die Bank hinweg zahlreiche Coverversionen darbieten. Zum Einen gäbe es die „Chulahoma“ EP von 2006, und zum Anderen das Album „Delta Kream“ von 2021, was wie der Name schon preisgibt als Ehrerbietung großartiger Blues-Musiker aus dem Mississippi – Delta fungiert, wie etwa dem einzigartigen "R.L. Burnside".
Dies zeugt von der Hingabe der Musiker aus Ohio, denn offensichtlich sind sie sich nicht zu schade, ihre Einflüsse offen darzulegen und ihnen sogar mehrfach musikalischen Tribut zu zollen. The Black Keys haben genug Respekt, den jeweiligen Covern ihre ganz persönliche Interpretation zu verleihen und die jeweiligen Künstler und Künstlerinnen stets mit Respekt und Verehrung zu behandeln. Die Band scheint einen Nerv zu treffen, denn die Erfolgskurve bricht nicht ein, was daran liegen könnte, dass sie textlich sich mit allzu realen Miseren des Lebens wie Herzschmerz befassen und sie schnörkellos und geradeaus zum Besten geben. Gerade die soulige Stimme von Dan Auerbach beeindruckt immens, und er trägt die verschiedenen Songs mit einer kommandierenden Stärke, wie sie einst die schwarzen Soul und Gospelsänger:innen zum Besten gegeben haben und maßgeblich an der Entwicklung des Blues und Rock beteiligt waren.
Auf „Dropout Boogie“ präsentieren The Black Keys eine bunte Palette ihres bisherigen Schaffens komprimiert auf 34 Minuten Laufzeit. Schnelle, moderne Stampfer wie „Wild Child“ wechseln sich ab mit melancholischen Blues-Serenaden wie „Didn`t I Love You“. Die Band klingt dabei nach wie vor frisch und unverbraucht, was über 20 Jahre nach Bandgründung einem kleinen Kunststück gleicht. Gewohnt cool und ohne Schnickschnack lassen Auerbach und Carney ihre bisherige musikalische Laufbahn akustisch Revue passieren, und werden dabei von namhaften Größen der Blues-Rock Bewegung unterstützt, wie beispielsweise der nicht kopierbare Billy Gibbons, einer der zwei epischen Bärte von ZZ Top, welcher auf dem fünften Lied des Albums sein Können an der Gitarre zur Verfügung stellt.
Das Album startet gleich mit der ersten Auskopplung „Wild Child“, das wie bereits erwähnt modern und tanzbar aus den Boxen dröhnt. Gefolgt von „It Ain´t Over“, wo das Tempo leicht gedrosselt und träumerische Akzente gesetzt werden, mithilfe eines unterliegendem Keyboard-Teppiches. Die beiden darauffolgenden Tracks „For The Love Of Money“ und „Your Team Is Looking Good“ entführen die Hörer:innen in die raue, unverfälscht klingende Welt des dreckigen Blues-Rock. Ein ganz klarer Verweis auf die rohe Energie, die nach wie vor bei The Black Keys hin und wieder herausbricht.
Zur Halbzeit der Scheibe verwöhnen The Black Keys ihre Fangemeinde mit dem bereits erwähnten Gastauftritt eines der ikonischsten Gitarristen der Blues-Rock Gemeinde auf dem Song "Good Love", was an dem mächtigen Gitarrenlauf zu Beginn des Liedes sofort erkennbar wird und welcher sich konsequent durch den Track windet und die Hörerschaft hypnotisiert, eventuell mithilfe der Hammond-Orgel, welche dem Song eine zusätzliche Schicht verleiht. Daraufhin folgt die Quasi-Ballade "How Long", eine erneute bittersüße, bluesige Bekundung von Herzschmerz, wie die Diskographie von The Black Keys sie im Überfluss bereithält und welche Fans weltweit ebenso schätzen wie die rockigeren Nummern.
"Happiness" markiert einen gleichermaßen rohen und emotionalen Kraftakt, mit einer Hook, die sich tief ins Gedächtnis einbrennt und zum Mitsingen animiert. Direkt nach diesem Ohrenschmaus werden die Uhren noch weiter zurückgedreht zu den Anfangszeiten des Rock´n´Roll bei "Baby I´m Coming Home", welcher unbefangen die Brück zum Finale des Albums schließt, nämlich "Didn´t I Love You", der wiederrum völlig auf den Blues Anteil der The Black Keys DNA abzielt, und so einen stimmungsvollen Abschluss präsentiert. Zehn Lieder in weniger als 35 Minuten ist kein Mammutprojekt, doch vergeht die Zeit wie im Fluge und generiert mehr und mehr Wiederspielwert. Kurzum: Ein weiteres gelungenes Album einer starken Band, die keine Müdigkeitserscheinung erahnen lässt und immer noch rockt wie zu Beginn ihrer hoffentlich noch lange andauernden Karriere.
Das Resümee der Laufbahn der Band lässt sich wie folgt ziehen: Seit nunmehr als 20 Jahren bereichern Dan Auerbach und Patrick Carney die US-Amerikanische Musiklandschaft, aufgrund ihrer innewohnenden Hingabe zu den Wurzeln des Rock´n´Roll, die sie sich allzeit bewahren. Immer gewagt, tonale Experimente durchzuführen, aber dabei stets der rohen Melancholie des Bluesrock Tribut zollen und sie als roten Faden durch ihr gesamtes bisheriges Werk ziehen lassen. Bluesrock mit Herz und Seele ist die Devise von The Black Keys, die gleichzeitig mit der Zeit gehen und den Schatten der Vergangenheit aufrechterhalten, und nach mittlerweile 11 Alben kann man sich noch nicht an deren Klängen satthören.
Wer sich auch wie The Black Keys mit den Wurzeln der populären Musik verbunden fühlt, oder einfach nur ein gesundes Interesse an diversen Themen innerhalb der Welt der Musik aufweist, oder gar den Fokus auf moderne Techniken der Musikproduktion zieht, dann ist mukken.com genau der richtige Ort, um diese Bedürfnisse und mehr zu stillen. Weitere Features und Reviews zu Bands und Alben, zum Beispiel Ghost oder Rammstein, finden sich hier, sowie erkenntnisreiche, professionelle Coachings und Ratgeber zu Gesangs- und Produktionstechniken. Ein digitaler Schmelztiegel rund um die Musik – weil Musik zusammenbringt.
Ursprünglich veröffentlicht am 5. Juli 2022 aktualisiert am 14. September 2022
Fokusthema: Der Schmyt - Underdog, Newcomer und Ausnahmetalent