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Das Auftaktkonzert der „Servants of the Road“-Europa-Tour, passend zum Namen der letzten Scheibe „Servant of the Mind“, stellte die etablierten Herren von Volbeatvor einer großen Herausforderung. Die dänische Truppe um Frontmann Michael Poulsen, welche seit Anfang des Jahrtausends besteht, kehrte nach der Pandemie auf die europäischen Bühnen zurück. Genauer gesagt in die großen Arenen. Denn innerhalb der letzten paar Jahre wurde aus einer kleinen Band aus Kopenhagen einer der populärsten Rock-Acts des letzten Jahrzehnts. Ihr unkonventioneller Stil bedient sich Elementen des Heavy Metal, Punk Rock und Rockabilly. Mithilfe von Poulsen`s radiotauglicher Stimme wird dieser Mix aus Genres zu ihrem eigenen Gemisch. Spielten sie zu Beginn ihrer Karriere höchstens auf Festivals vor Massen von Menschen, so ist dieser Umstand mittlerweile Gewohnheit. Können Volbeat live mit dem exponentiellen Anstieg ihrer Popularität ihre ursprüngliche Qualität bewahren, oder rutschen sie in ein kreatives Loch wie viele Künstler*innen vor ihnen? Der Auftritt in der Barclays Arena in Hamburg am 17.10.2022 verspricht ein paar Antworten.
Das erste Konzert zurück auf europäischem Boden nach längerer Abstinenz repräsentiert eine aufregende Angelegenheit für Volbeat. Nachdem die letzten Auftritte in Übersee stattfanden, lechzten die vier Männer quasi danach, wieder vor der Haustüre spielen zu dürfen. Gerade seit 2021 das achte Album der Dänen veröffentlicht wurde. Mit fast zwei Jahrzehnten Live-Erfahrung harmoniert die Band trotz einiger Line-Up Wechsel hervorragend gemeinsam. Poulsen und Drummer Jon Larsen sind die einzigen Gründungsmitglieder.
Am Bass haben Volbeat Verstärkung in Form von Kaspar Boye Larsen seit 2016. Der ehemalige Anthrax-Gitarrist Rob Caggiano liefert die Leads seit 2013´s „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“. Mit dem früheren Gitarristen einer der sogenannten „Big Four“ (Anthrax. Megadeth, Metallica und Slayer) konnten Volbeat Kredibilität von der überkritischen Metal-Szene zurückerlangen. Als sie sich 2001 gründeten und 2005 ihr erstes Album „The Strength/The Sound/The Songs“ auf die Welt losließen, waren sämtliche Stimmen positiv auf Volbeat gestimmt. Der eklektische Mix aus Country, Rockabilly und Groove/Thrash Metal war zu Beginn des Millenniums unverbraucht und frisch und konnte somit einen Hype generieren.
Ebendieser Hype wurde mit dem Nachfolgewerk „Rock The Rebel/Metal The Devil“ um einige Stufen verstärkt. Eine ihrer erfolgreichsten Singles,“Sad Man`s Tongue ist auf diesem Album zu finden. Der Bekanntheitsgrad stieg und stieg – und schon bald traten sie als Headliner auf etlichen Tourneen auf, während die Veranstaltungsstätten sich immens vergrößerten. Mit der himmelhohen Popularität kamen auch vermehrt kritische Stimmen aus den eigenen Reihen. Eine Menge Metalheads verabscheute ihre einstigen Idole plötzlich für den erlangten Ruhm. Es wurde Volbeat nachgesagt, sich an den Mainstream verkauft zu haben und nur noch eine leblose Hülle ihres früheren Seins darzustellen. Mit den nächsten paar Alben vertiefte sich dieser Graben noch mehr. Selbst Kollaborationen mit gestandenen Größen der Metal-Szene konnte den Mob nicht besänftigen.
Hier stellt sich direkt die Frage, warum sich so viele Menschen über die Massentauglichkeit beschweren, da Volbeat`s Musik in ihrem Kern darauf ausgelegt ist, radiofreundlich zu sein. Michael Poulsen war von seiner Death Metal Vergangenheit gelangweilt und wollte innerhalb eines Heavy Metal-Frameworks das Gefühl alter Rockklassiker wieder aufleben lassen.
Gegen 21 Uhr begann dann das lang erwartete Konzert, um für knappe 100 Minuten den sehr eigenen Rock´n´Roll zum Besten zu geben. Die Spielfreude steht allen Beteiligten eindeutig ins Gesicht geschrieben. Verstärkung haben Volbeat live in Form von Skindred und Bad Wolves dabei. Die Barclays Arena bietet den nötigen technischen Bombast, um ein Konzert einer der größeren modernen Rockbands gerecht zu werden. Riesenleinwände, welche von jedem Winkel der Arena für gute Sicht sorgen, sowie Geysire aus Dampf geben das Beste, was mit der heutigen Technik möglich ist.
Immer wieder betont der Frontmann seine Dankbarkeit über das zahlreiche Erscheinen, denn die Halle war so gut wie ausverkauft. Außerdem bedankt er sich für die Möglichkeit, endlich wieder auf Tour gehen zu können. Ehrliche Worte, die jedoch von einem gigantischen Manko überschattet wurden: Der Sound war dumpf, kraftlos und völlig matschig. Gerade eine moderne Band wie Volbeat lebt davon, einen guten Sound zu haben, der die Songs vorantreibt. Ganz besonders die Thrash Metal-Elemente. Sobald der Sound nicht sein volles Potenzial entfalten kann, leidet insbesondere im Hard´n´Heavy-Bereich die individuelle Performance erheblich.
Über den Verlauf des Abends wurde der Sound auch nicht besser. So mündete das Auftaktkonzert von Volbeat in einer ernüchternden Erfahrung. Eine Bilanz, die schmerzlich für die Band sein muss, denn gerade das aktuelle Material bietet Vielfalt en masse. Durch das Hinzufügen von Rob Caggiano werden die Heavy Metal-Aspekte hochgeschraubt sowie die Dynamik der Riffs von Volbeat ausgebaut. Die Stimme von Michael Poulsen ist ehrlich gesagt gewöhnungsbedürftig, da sie im krassen Kontrast zu dieser Art von Musik steht. Erst nach mehreren Durchläufen entfaltet sie ihre Wirkung. Doch es ist auch verständlich, wenn jemand nie mit dieser Gesangsstimme warm wird.
Metallisch und trotzdem poppig, solche Musik polarisiert automatisch. Dennoch war die Technik der größte Feind des Abends und nahm der Band jeglichen Wind aus den Segeln. Den wuchtigen Passagen fehlte es an Wucht und die Stimme war irgendwo im Soundgemenge verschollen. An dieser Stelle ist es angebracht, die Frage zu stellen, ob insbesondere Metalmusik geeignet für große Arenen/Stadien ist. Zum einen sorgt die inhärente Theatralik des Metals dafür, dass eine ebenso große Bühne dafür bereitgestellt werden könnte, um die volle Wirkung zu entfalten. Auf der anderen Seite lebt Metal davon – ähnlich wie Punk – eine Außenseiterfunktion im musikalischen Zirkus innezuhalten, was dementsprechend kleinere und dreckigere Locations passender gestaltet. Diese Diskrepanz bleibt weiterhin bestehen und wird so schnell keine klare Antwort auf diese Frage liefern.
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Ursprünglich veröffentlicht am 13. Dezember 2022 aktualisiert am 11. Dezember 2022