Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse
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Wenn es eine Sache gibt, die unzertrennlich in der modernen Gesellschaft mit Weihnachten konnotiert wird, dann ist es das Grundprinzip der Nächstenliebe. Demnach scheinen sämtliche Menschen während der Weihnachtszeit zu agieren, um ihren Liebsten symbolische Freude in Form von Geschenken zu überreichen. Die archaischen Judeo-christlichen Grundwerte, welche selbstverständlich erstrebenswerte Qualitätsmerkmale an sich sind, scheinen in voller Form zu florieren. Setzt man die Lupe aber genauer an dieses soziale, stark westlich geprägte Phänomen, so erscheinen unmittelbar Risse. Im Endeffekt ist das kontemporäre Weihnachtsfest ein Produkt des immer mehr ausartenden Kapitalismus. Eins, das den wahnsinnigen Konsumdruck, der unweigerlich in der “ersten Welt“ vorherrscht, auf das absolute Maximum erhöht. Absolution von diesem kollektiven Wahn erscheint in der Gestalt des Rock´n´Roll-Pioniers Lemmy Kilmister, legendärer Bassist und Frontmann der legendären Speed Metal Band Motörhead. Denn dieser ist ein Christkind, welches Heiligabend 1945 das Licht der Welt erblickte. Genauer gesagt in Buchform. White Line Fever, die schonungslos ehrliche Autobiografie Lemmys, welche er erstmals gemeinsam mit Janiss Garza 2002 veröffentlichte.
Zu diesem Zeitpunkt weilte Lemmy – oder auch Ian Fraser Kilmister – noch unter den Lebenden. Nach seinem Tod am 28.Dezember 2015 (kurz nach seinem 70. Geburtstag) wurde White Line Fever erneut aufgesetzt. Diesmal in einer aktualisierten Ausgabe, welche sich mit den finalen Jahren des größten aller Rockstars in einem abschließenden Epilog auseinandersetzt. Diese erschien im Folgejahr und enthält zusätzlich eine Einführung von Lars Ulrich, dem Drummer von Metallica. Sie sind eine der wenigen großen Bands im Metal, die offen den Einfluss von Lemmy und folgerichtig Motörhead auf ihre Musik anerkennen und sogar preisen.
Preiset den Herrn, und dieser Herr ist der Inbegriff des Rock´n´Roll. Denn kaum ein Mensch auf Erden ist ein derartiges Synonym für ausschweifenden Exzess wie der ikonische Frontmann aus England. Doch hinter der harten Fassade schlummerte ein gutmütiger, herzlicher Mann, der ein wahrer Romantiker war und sich stets um die Schwächeren gekümmert hat. In diesem Sinne ist es unabdingbar, dem Mann, der die Richtung der Rockmusik wesentlich mitbestimmte, ein Denkmal im Zeichen des echten Weihnachtsgeistes zu setzen. Seine Lektionen, von denen er reichlich in White Line Fever aufzeigt, könnten dazu dienlich sein, ein wahrlich besseres eigenes Leben zu führen.
Über den musikalischen Werdegang und die Inspiration, welche Lemmy zusammen mit seiner Band zahllosen Musikbegeisterten bescherte, wurde bereits genug geschrieben. Erwähnt werden sollte lediglich der Bandname, der ursprünglich ein Begriff aus dem US-Amerikanischen Raum ist. Er ist Slang und bedeutet Süchtige von Speed. Der Umlaut wurde dazu gedichtet, damit es schlicht cooler aussieht. Doch der Name sollte Programm sein! Bleiben wir also bei der Behauptung, Lemmy sei am nächsten daran, die eigentlichen positiven Werte von Weihnachten am authentischsten zu personifizieren.
White Line Fever schildert in 13 Kapiteln das exzessive Leben von Lemmy Kilmister. Passend zu seinem ausschweifenden Lebensstil sind sämtliche Kapitel nach Songtiteln von Motörhead benannt. Sein Exzess bestand zum größten Teil aus Alkohol- und Amphetaminkonsum, welchen er bis ins hohe Alter täglich pflegte. All dieser Substanzgebrauch schmälert in keiner Weise die unglaubliche Wärme und den Respekt, den er allen Mitmenschen entgegengebrachte. Es sei denn, die anderen haben keine Manieren: Dann setzt es nämlich Prügel für die Flegel!
Kommen wir nun zur Auflistung einiger der Lektionen des heiligen Lemmy. Eine höchst wichtige Regel, wenn es darum geht, gemeinsam zu musizieren, ist die Diversität eines jeden Individuums anzuerkennen. Auch geschlechtliche Diversität sei integral im kreativen Schaffungsprozess, da die natürlich entstehenden Spannungen die Kreativität beflügeln. Doch es sei davon abgeraten, seinen Partner fest mit auf Tour zu nehmen. Dadurch wird nämlich die intrinsische Dynamik der Musizierenden maßgeblich gestört.
Hinzu kommt der Umgang mit den Fans, der das Alpha und das Omega für die Überlebenschance einer aktiven Band ausmacht und stets vollzogen werden sollte. Ohne eine loyale Fanbase ist der Erfolg ausgeschlossen. Menschen brauchen andere Menschen, da wir soziale Herdentiere sind. Wenn es um die Romantik geht, hält St. Lemmy selbstverständlich auch einen wertvollen Ratschlag parat. In seinen eigenen Worten beschreibt er, dass er sich zu Frauen hingezogen fühlt, die wie schlechte Damen aussehen. Die dafür aber Hirn und Herz im Übermaß besitzen. Äußerlichkeiten sind eben nicht alles, im Idealfall sind Menschen innerlich wie äußerlich wunderschön.
Humor ist laut Sanctus Lemmicus eine essenzielle Fähigkeit, die trainiert und durch das Leben hindurch beibehalten werden sollte. Denn man sollte lachend durchs Leben gehen. Wie bereits der deutsche Komiker und Satiriker Karl Valentin messerscharf festhielt: Jedes Ding hat drei Seiten – eine gute, eine schlechte und eine lustige. Zudem strafft regelmäßiges Lachen die Gesichtsmuskeln und hält jung. Lemmy rät zu Alkohol und Marihuana, um lockerer und lustiger zu werden. Doch im Idealfall findet man seinen oder ihren inneren Clown ohne Einflüsse von außen.
Häufig wurde Lemmys Sammlung aus dem zweiten Weltkrieg – insbesondere Nazi-Memorabilia – als Sympathie gegenüber dem Bösen missverstanden. In White Line Fever räumt er mit diesem Vorurteil auf und erklärt, dass es ungeheuer wichtig ist, die Geschichte zu kennen und nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Denn wenn etwas ignoriert wird, dann sammelt es Stärke. Beziehungsweise: Wenn etwas vergaben wird, dann beginnt es zu stinken. Zu guter Letzt gibt Lemmy der Leserschaft den Hinweis, dass es zwei Arten von Menschen gibt: Die, die für dich und auf deiner Seite sind, und die, die es nicht sind. Eine simple, aber effektive Gleichung, welche, sobald sie erkannt wird, das Leben enorm erleichtert.
Was für viele wohl als Schock kommen wird, ist die Tatsache, dass Lemmy ein echter Romantiker war. Einer, der stets Entscheidungen mit dem Herzen fällte. Häufig ist es der Fall, dass Menschen, die sich tough und unnahbar in der Öffentlichkeit geben, hinter der Fassade sensibel und verletzlich sind. Schonungslos ehrlich berichtet Lemmy in White Line Fever über seine Beziehung-Eskapaden und seinen mangelnden langfristigen Bindungen. Diese extreme Art rührt nicht daher, weil er Frauen als reine Objekte der Begierde sieht, das ist fernab der Wahrheit! In Wahrheit ist Lemmy ein Verfechter der Gleichheit. Denn er war schon in den 70er-Jahren darauf aus, talentierten Frauen innerhalb der Männerdomäne Heavy Metal eine Plattform zu geben, wie beispielsweise Girlschool.
Ein echter Gentleman soll er gewesen sein, nach Aussage aller Frauen, die ihm nahestanden. Seine Bindungsstörung rührte daher, dass er die potenzielle Liebe seines Lebens – Susan Bennett – welcher er auch seine Memoiren widmet, durch eine Heroin-Überdosis verloren hat. Und das mit nur 19 Jahren! Seitdem konnte er diese monumentale Liebe, die er zu dieser Frau aufgebaut hatte, nie wieder zurückerlangen. Hinzu kommt, dass sie eine schwarze Frau war. In den 60er-Jahren, welche Aufgeschlossenheit und Freiheit propagierte, zeigte ihre interethnische Beziehung die Heuchelei der Gesellschaft auf. Die Jugendliebe wurde von weißer und schwarzer Seite gleichermaßen verteufelt. Heutzutage hat sich dahingehend leider nicht viel zum Besseren entwickelt.
Mit White Line Fever ist Lemmy und seiner Ko-Autorin Janiss Garza eine ganz besondere Autobiografie gelungen, die mehr bietet als eine sachliche Abhandlung eines bemerkenswerten Lebens. Das Buch liefert einen intimen Einblick in Lemmys Mentalität und Weltanschauung. Es präsentiert Mr. Kilmister als einen der menschlichsten Rocker aller Zeiten. Die Moral der Biografie: Lemmy verspricht das wahre Seelenheil mit seiner Botschaft des ungezügelten Rock´n´Roll: Sei tough, sei standhaft, doch auch mitfühlend und hilfsbereit! Das Christkind Lemmy fordert dazu auf, das Leben zu leben und große Fehltritte in Kauf zu nehmen. Nicht in einer imaginären Sicherheit zu stagnieren, denn Stagnation führt zum Stillstand und Stillstand bedeutet den sicheren Tod.
Ian Fraser Kilmister wurde geboren zu verlieren, doch er hat gelebt zu gewinnen. Und wenn er mit seiner Echtheit ganze Generationen dazu beeinflussen konnte, sich nicht anzupassen und stolz für ihre Werte einzustehen, dann ist er der größte Sieger des Spiels des Lebens. Die Kraft des Rock´n´Roll kann Berge versetzen und als Inspiration dafür dienen, sich gesund weiterzuentwickeln. Rock on und Happy Lemmy Day!
Hat dich diese reale Weihnachtsgeschichte in Feststimmung versetzen können? Hat Lemmy`s Geschichte dich gar angefixt und du benötigst über die Feiertage mehr Infos zu Rock´n´Roll und Musik generell? Dann bist du hier auf dem Blog von mukken genau richtig. Hier wird regelmäßig daran gearbeitet, den Tempel des Rock´n´Roll weiter zu weihen. Nicht nur Rockmusik wird hier behandelt, sondern wortwörtlich sämtliche Aspekte, die dem Oberbegriff Musik untergeordnet sind. Ob es Interviews, Coaching-Beiträge oder doch einfach weitere Features über nennenswerte Musikschaffende sind – hier auf mukken findest du all dies und noch mehr! Zudem kannst du uns gerne auf unseren Social Media-Profilen wie Instagram folgen. Mittlerweile existiert sogar der mukken.com-Podcast. Also komm an Bord und trage frohe Kunde in deine Welt hinaus, damit wir alle gemeinsam wachsen können – denn Musik bringt Menschen zusammen.
Ursprünglich veröffentlicht am 24. Dezember 2022 aktualisiert am 8. März 2023
Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit